Inhalt der Ausgabe 04/1991
Inhalt/Editorial
Fachbeiträge
Projektwochen, eine Schultheateraufführung o.ä. gibt es zwar gelegentlich, sie stehen aber oft als einmalige Aktion außerhalb des Unterrichts. Wenn wir hierfür die Einbeziehung von Projektarbeit in den Deutschunterricht plädieren, so ist damit gemeint, daß solche Unterrichtsprojekte fester, integrierter Bestandteil des Sprachunterrichts sein sollten – nicht als Alternative zu allem, was sonst im Unterricht passiert, sondern als Unterrichtsprinzip, das sich durchaus mit den vorhandenen Lehrplänen und Lehrbüchern verbinden läßt. Weshalb ist das so wichtig?
Spuren Suchen - das war die gemeinsame Aufgabe aller Klassen, die sich an dem Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“ um den Preis des Bundespräsidenten beteiligten, der von der KÖRBER-Stiftung in Hamburg 1988/89 zu dem Thema „Unser Ort – Heimat für Fremde ?“ für die deutschen Schüler und unter dem Thema „Fremd in Deutschland“ für Schüler im Ausland durchgeführt wurde. Spuren Suchen ist daher auch das Thema der folgenden Beiträge, mit denen einige dieser Projekte vorgestellt werden, um – eventuell auch ohne Wettbewerb – zur Nachahmung anzuregen.
Ungewöhnliche Urteile über einen Deutschunterricht! Sie galten dem Projekt „Sag es mit Blumen“, das vor einigen Jahren in den Niederlanden durchgeführt, für Fortbildungszwecke dokumentiert und auf Video festgehalten wurde. Das Ziel: Schüler sollten die Gelegenheit bekommen, in ihrer eigenen Umgebung Deutsch in echten Situationen zu verwenden und zu erproben, anstatt immer nur in Rollenspielen zu simulieren, wie es wäre, wenn...
Spannende Wochen für die Mittelschulklasse der Gesamtschule „Oost-Beuwe” in Bemmel/Niederlande: Einer der Fachräume für Deutsch war mit allerlei Zirkusmaterialien geschmückt, denn der Deutschunterricht dieser Wochen stand ganz im Zeichen von Zirkus (und was damit zusammenhängt). Grundlage der Arbeit war ein Baukasten zum Thema „Zirkus”*, den niederländische Deutschlehrer für 13 - 14jährige Schülerinnen und Schüler der beiden ersten Lernjahre entwickelt haben. Krönender Abschluß und Höhepunkt: ein Besuch im Zirkus Carl Busch und Interviews mit Artisten. Das Projekt sollte auf Video aufgenommen und später in der Lehreraus- und -fortbildung eingesetzt werden.
Rainer E. Wicke war lange Jahre als Fachberater in Edmonton/Kanada tätig. Während seiner Arbeit dort war es ihm ein besonderes Anliegen, Wege aufzuzeigen, wie deutsche Institutionen und Deutsches im eigenen Land sinnvoll in den Deutschunterricht integriert werden können, und wie man Kontakte zu Deutschland schülerbezogen gestalten kann. Eine Redakteurin der Jugendsendung „Conference Call“ von Access Network, dem Schulfunk in Alberta, brachte ihn auf die Idee, eine Rundfunkbrücke zwischen Kanada und Deutschland herzustellen. Schon bei der ersten Anfrage zeigte die Deutsche Welle in Köln Interesse an einem solchen Experiment.
Viele Leute in einem Land wollen Fremdsprachen lernen, und viele AusländerInnen kommen in das Land und wollen oder müssen die Landessprache lernen. TANDEM setzt dieses Interesse um, nach dem Prinzip: „Du hilfst mir lernen, ich helfe dir lernen, und so verstehen wir uns besser.“ Auf diese Art wird der Unterricht mit LehrerIn durch direkte Kontakte mit am Ausland interessierten Einheimischen ergänzt oder ersetzt.
Die Bibliothek des Colegio Aleman in Medellín/ Kolumbien unterscheidet sich in nichts von vielen anderen. Für eine relativ kleine Schule von knapp 600 Schülern, an der von der Grundschule an 5 Stunden Deutsch pro Woche unterrichtet wird, ist sie recht gut bestückt. Ausleihe ist möglich. Doch insbesondere die deutschsprachigen Bücher schlummerten lange Zeit fast ungenutzt in ihren Regalen. Dies war die Ausgangssituation für unser Projekt.
Seit März 1988 unterhalten das Wilhelm-Hittorf-Gymnasium in Münster/Deutschland und das Collège du Centre in Villejuif im Süden von Paris eine Schulpartnerschaft. Seitdem gab es in beiden Richtungen verschiedene Klassenaustauschprogramme. Aus dem Projekt „Klassenaustausch“ entwickelte sich eine Reihe weiterer Projekte. Eines dieser Projekte wird im folgenden vorgestellt. Es läßt sich leicht auf andere Länder und andere Austauschprogramme übertragen.
Célestin Freinet, der französische Reformpädagoge, hat Lehrerinnen und Lehrer in vielen Ländern und Fächern angeregt, ihren Unterricht stärker an den Wünschen und Fertigkeiten der Schüler statt am Lehrbuch zu orientieren. Im folgenden Beitrag zeigt der Autor, der unter anderem an einer französischen Schule in Bordeaux unterrichtet, wie ein Anfängerunterricht à la Freinet, der die Schüler zu selbständigem Arbeiten und selbständiger Sprachproduktion ermutigt, organisiert werden kann.
Wolfgang Simon, Lehrer an einem Schweizer Gymnasium, experimentiert im Deutschunterricht gern mit literarischen Formen. Entscheidungen werden dabei immer gemeinsam in der Klasse getroffen.
Für Januar 1991 haben das Goethe-Institut und die Deutsche Botschaft in Helsinki zu einem Theaterwettbewerb aufgerufen. In der vom Goethe-Institut und dem finnischen Deutschlehrerverband gemeinsam herausgegebenen Zeitschrift AKTUELLES (Nr. 9 vom November 1990) gab es dazu einige praktische Hinweise, die wir hier abdrucken.
Das im folgenden beschriebene Projekt ist zwar im Grundstudium der Germanistik an der Universität Odense angesiedelt, die Projektidee läßt sich jedoch gut auf schulische Bereiche übertragen und abwandeln. Eine Broschüre über die eigene Schule, die eigene Stadt kann zum Beispiel vor einem Klassenaustausch für die Besuchsklasse erstellt werden. Oder man macht eine Broschüre für eine Deutschklasse in einer anderen Stadt. In Dänemark gibt es solche Kontakte von Schulen mit Schulen in den Nachbarländern, für die Faltblätter und ähnliches hergestellt werden.
Die folgenden Projekte können jederzeit in den normalen Deutschunterricht integriert werden. Sie lassen sich auch mit ein bißchen Phantasie aus dem entsprechenden Lehrbuchangebot selbst entwickeln. Entscheidend ist, daß sie die Eigenaktivität der Schüler fördern und ihnen zeigen, wie nützlich ihr Deutschunterricht ist, um sich selbst, ihre eigene Sprache, ihr eigenes Land darzustellen und die deutsche Sprache und die Realität der deutschsprachigen Länder zu erfahren und zu erforschen. Die Beispiele zeigen, daß es in einigen Lehrwerken ganz konkrete Projektvorschläge gibt.
Projektorientierter Unterricht ist vor allem ein Diskussionsthema der Erziehungswissenschaft. Pädagogischen Fachbücher enthalten daher gute Ratschläge und Beispiele. Sie sind zwar für muttersprachliche Deutschlehrer geschrieben, liefern aber auch für den Deutschunterricht im Ausland brauchbare Anregungen.
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