Inhalt der Ausgabe 07/1992
Inhalt/Editorial|;
Fachbeiträge
Leicht in der Muttersprache – schwierig in der Fremdsprache: Hörverstehen
Die Schulung des Hörverstehens erfolgt mit dem Ziel, die Lernenden zu befähigen, gesprochene fremdsprachliche Texte ohne Hilfe zu verstehen, zu verarbeiten und das Verstandene zum Ausgangspunkt bzw. zur Grundlage außersprachlichen Verhaltens oder eigener Textproduktion zu machen.
„Hört bitte gut zu. Ich stelle euch dann gleich danach ein paar Fragen.“ Die Lehrerin startet das Tonband, die Schülerinnen und Schüler hören zu. Das Buch mit den Fragen zum Hörtext bleibt geschlossen. Dann kommt die erste Frage, die Schüler versuchen zu antworten. Wenn nötig, läßt die Lehrerin den Text noch einmal hören.
Schreiübung oder Schreibübung – ein wichtiger Unterschied! Daß man auch das richtige Hören einzelner Laute und Lautkombinationen, das Wiedererkennen und Interpretieren von Satzmelodie und Betonung üben muß, zeigt Ursula Hirschfeld in ihrem Beitrag. Und: Sie schlägt Übungen zur Entwicklung solch elementarer Hörfertigkeiten vor.
Erwartungshaltungen aufbauen, die Schülerinnen und Schüler neugierig machen auf das, was kommt, das vorhandene Wissen aktivieren und erweitern – das sind wichtige didaktische Grundsätze für die Textarbeit, ob es sich nun um geschriebene oder um gesprochene Texte handelt. Der folgende Unterrichtsentwurf richtet sich an Jugendliche im zweiten bzw. dritten Lernjahr Deutsch. Das Hauptaugenmerk liegt hier in der Vorbereitungsphase vor dem ersten Anhören des Textes. Ein wichtiges Ziel: den Text so vorzubereiten, daß der wesentliche Inhalt schon beim ersten Hören verstanden wird.
Hans Ludwig Bauer gibt in seinem Beitrag eine Reihe praktischer Hinweise zum Abbau von Angst und Leistungsdruck bei der Hörverstehensschulung und zeigt Möglichkeiten, Hörverstehen im Unterricht „authentischer” zu gestalten.
Wer sich in einer fremden Sprache ausdrücken will, wird besser verstanden, wenn Intonation und Rhythmus stimmen. In ihrem Beitrag stellt Ilse Cauneau Übungsformen und Korrekturtechniken vor, mit deren Hilfe Intonation und Satzrhythmus der deutschen Sprache über Hören und Sprechen geübt werden können.
Haben Sie sich schon einmal über einen Gesprächspartner geärgert, der Ihnen dauernd ins Wort fällt, Sie nicht ausreden läßt, Sie mitten im Satz unterbricht, Ihren Satz zu Ende führt und ihnen gar die Pointe Ihrer Erzählung raubt? Trotz Ihres verständlichen Ärgers – die Erklärung für dieses Verhalten ist leicht: Ihr Gesprächspartner kennt Sie – wahrscheinlich ist ihm auch die Sache, über die Sie sprechen nicht ganz neu, vor allem aber: Sie sprechen dieselbe Sprache.
Der folgende Beitrag zeigt besonders deutlich, daß beim Hörverstehen nicht nur sprachliche Schwierigkeiten bewältigt werden müssen. Große kulturelle Unterschiede zwischen der Herkunftskultur und der Kultur des Zielsprachenlandes können das Hörverstehen stark beeinträchtigen. Daß diese kulturellen Unterschiede bewußt gemacht werden müssen, wird an einem Beispiel gezeigt.
„Life is music!” heißt es in einem Lied. Da ist sicher etwas Wahres dran, aber in mancher Schule ist davon wenig bemerkbar, und in manchem Deutschunterricht noch weniger. Als Deutschlehrer sollte man viel häufiger die Möglichkeit nutzen, seinen Unterricht auf recht unkomplizierte Weise lebhafter und damit motivierender zu machen. Um so mehr als Lieder gerade auch im Rahmen der Hörverstehensschulung sinnvoll eingesetzt werden können.
Hörspiele im Deutschunterricht – das klingt verlockend, ist aber gar nicht so einfach zu realisieren, denn es ist nicht leicht, geeignete Hörspiele zu finden. Warum das so ist? Deutschsprachige Hörspiele sind für deutschsprachige Hörer geschrieben. Das bedeutet nicht nur, daß sie sich an keine Wortschatz- oder Grammatikprogression halten. Viele Hörspiele enthalten auch zahlreiche Anspielungen und setzen detaillierte landeskundliche Kenntnisse voraus. Kriminalhörspiele dagegen sind meist nicht so stark landeskundlich geprägt; hier steht der Kriminalfall, die Spannung und die Suche nach dem Schuldigen im Vordergrund.
Der Beitrag erklärt am Beispiel von Radiosendungen, wie man den Lernenden einen Weg zum selbständigen Auswählen und Verstehen von Texten zeigen kann.
Thema des folgenden Beitrags sind Probleme der Konzeption, Durchführung und Auswertung informeller Hörtests. Kurz vorgestellt werden Hörtests, die von CITO, dem Institut für Testentwicklung in den Niederlanden, veröffentlicht wurden.
Rubriken
Versuchen Sie zuerst einmal, in dem folgenden Text die fehlenden Substantive zu ergänzen. Die Lösung finden Sie unten.
Verstehen: Interaktion zwischen Hörer und Text
Die nachfolgenden Aufsätze beschäftigen sich mit Einzelaspekten des Hörverstehens und seiner Schulung. Empfohlen sei auch noch das Studium der nachfolgend genannten Themenhefte verschiedener Fachzeitschriften.
Die Anfänge: Das Authentik-Konzept entstand 1978 in der Abteilung „Teacher Education“ in Trinity College Dublin. Die zunehmende Bedeutung authentischer Texte im modernen Fremdsprachenunterricht der Sekundarstufe stellte viele Lehrer vor das Problem der Versorgung mit geeigneten Materialien, ganz abgesehen vom Zeitaufwand für die Vorbereitung. Die Lösung: eine regelmäßig erscheinende Zeitung für den Fremdsprachenunterricht mit ausgewählten authentischen Texten sowie einem Übungsteil mit Erschließungshilfen, zunächst in französischer Sprache. 1984 erschien dank der Unterstützung durch das Goethe-Institut Dublin die erste deutsche Ausgabe; später kamen Spanisch (1985), Englisch (1989) sowie eine Kassette dazu.
X. Internationale Deutschlehrertagung
Universität Leipzig 2. – 7. August 1993
Thema: Deutsch als Fremdsprache in einer sich wandelnden Welt
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