Inhalt der Ausgabe 37/2007
Inhalt/Editorial
Fachbeiträge
Was heißt Plurizentrik überhaupt genau? Wo begegnet man ihr und inwiefern betrifft sie den Deutschunterricht? Die deutsche Standardsprache ist in mehreren Ländern und Regionen zu Hause und dadurch ausgesprochen variantenreich. Was auf den ersten Blick vielleicht abschreckt, frustriert und nach mehr Arbeitsaufwand für Lehrende und Lernende riecht, ist in Wirklichkeit wie das Salz in der Suppe: Eine Prise reicht vollkommen, ohne ist sie jedoch fad.
Arabisch im Deutschunterricht? Der folgende Beitrag zeigt, wie sich ägyptische Schülerinnen und Schüler mit ihrer Muttersprache auseinandersetzen und darüber zu einem grundsätzlichen Verständnis für plurizentrische Sprachen und einzelne Varietäten gelangen. Abgesehen von einer Einführung ins Arabische wird hier exemplarisch dargestellt, wie die Varietäten im Deutschunterricht konkret behandelt werden können.
Im deutschsprachigen Raum sind nationale und regionale Varietäten alltägliche Realität. Wie diese aussehen kann, wird im Folgenden von unterschiedlichen Perspektiven aus berichtet, und zwar aus der Warte von Lernenden (Jana Ratajová), aus der Sicht von Deutsch-Muttersprachlern (Dagmar Giersberg), sowie aus der Sicht von Lehrenden (Stephanie von Gemmingen). Zu Wort kommen Laien wie Linguistinnen, Deutsche, Schweizer und Leute, die sich sprachlich vor allem mit Österreich identifizieren.
An einem literarischen Beispiel wird hier gezeigt, wie man denselben Text verschieden verstehen kann, je nachdem, ob man ihn mit Deutschschweizer oder deutschen bzw. österreichischen Augen liest. Die Lesarten unterscheiden sich natürlich weder in dramatischer noch grundsätzlicher Weise. Sie führen einfach zu leicht unterschiedlichen Bildern, die sich, wie die Erfahrung in Lehrerfortbildungen zeigt, eignen, die Plurizentrik sichtbar zu machen und in das Thema einzuführen.
Unterwegs in Österreich, Deutschland und Norwegen sind die Varietäten des Deutschen für die Tschechin Petra Rannestad als Schülerin, Germanistin und Deutschlehrerin ein Thema, mit dem sie sich intensiv auseinandersetzt. Sie macht dabei allerlei widersprüchliche Erfahrungen und stößt bei ihren Schülerinnen und Schülern immer wieder auf den Wunsch nach mehr Varietätenkenntnis.
Eine Vorstellung darüber, wie die sprachliche Wirklichkeit in den deutschsprachigen Ländern aussieht, gibt der im Internet zugängliche Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) (http://www.uni-augsburg.de/alltagssprache). Die Karten und kurzen Kommentare machen deutlich, dass einerseits kodifizierte Normen und Gebrauchskonventionen zwei verschiedene Paar Schuhe sind und sich andererseits die areale Variation nur sehr bedingt an Landesgrenzen hält.
Bereits in Memo und Moment mal! stellten sich Autoren der Herausforderung, den plurizentrischen Ansatz in einem Lehrwerk umzusetzen. In Hinblick auf das Zertifikat Deutsch ist dies heute ein Muss. Dem trinationalen Autorenteam von Dimensionen ist der D-A-CH-L-Aspekt ein ganz zentrales Anliegen: Konzept und Resultat werden im Folgenden beispielhaft vorgestellt, grundsätzliche Überlegungen erörtert und sowohl Grenzen als auch Möglichkeiten der Umsetzbarkeit aufgezeigt
Eine Möglichkeit der adäquaten Darstellung des plurizentrischen Ansatzes in Unterrichtsmaterialien ist, gängige Umsetzungen zu reflektieren. Der folgende Beitrag will ein Bewusstsein für häufig auftretende Unstimmigkeiten schaffen. An einem Beispiel werden sie herausgearbeitet und Lösungsvorschläge angeboten.
Wo findet man aktuelle Texte und (Hör-)Materialien, die den gesamten deutschsprachigen Raum abdecken und direkt im Deutschunterricht eingesetzt werden können? Zum Beispiel im Österreich Spiegel. Markéta Šubová, Österreich Spiegel-Delegierte am Österreich Institut in Brünn, stellt ihn vor. Im zweiten Teil des Beitrags berichtet sie darüber, wie selbstredend der plurizentrische Ansatz an einem Österreich Institut in Brünn umgesetzt wird und wie das in der Unterrichtspraxis konkret aussieht.
In Anlehnung an das von Adolph Freiherr von Knigge (1752–1796) verfasste Werk über den Umgang mit Menschen, bekannt als „der Knigge“, werden auch heute Sammlungen von Benimmregeln oder Umgangsformen „Knigge“ genannt. Kenntnisse über die nationalen und regionalen Varietäten sind im deutschsprachigen Raum im Umgang mit Muttersprachlern von Vorteil, sie helfen schon mal entscheidend dabei, Ihr Gegenüber oder eine Situation einzuschätzen und adäquat zu reagieren.
Rubriken
Die Zeichen der Zeit stehen auf Mehrsprachigkeit und damit auch zunehmend auf dem Lernziel einer Vermittlung von interessanten Sachinhalten schon im frühen Fremdsprachenunterricht. Natürlich soll die fremde Sprache auch grammatisch korrekt gelehrt, gelernt und erzeugt werden. Aber das geschieht effizient vor allem, wenn beim Lerner Interesse am Inhalt geweckt werden kann.
Das vorliegende Buch berichtet über das Projekt EuroComGerm, in dem es darum geht, die Sprachverwandtschaft zwischen den germanischen Sprachen auszunutzen, so dass jemand, der Deutsch (oder/und Englisch) kann, relativ rasch Schwedisch, Dänisch, Friesisch, Niederländisch und Norwegisch, eventuell auch Isländisch verstehen lernt. Ähnliche Projekte existieren auch für die romanische und die slawische Sprachfamilie.
+++ Zur Plurizentrik allgemein: +++ Deutsch als plurizentrische Sprache und Deutschunterricht: +++ Nachschlagewerke +++
+++ Austriazismus, Helvetismus,Teutonismus/Deutschlandismus +++ Asymmetrie +++ D-A-CH +++ Dialekt +++ Diglossie +++ Monozentrische Sprachauffassung +++ Nation, national +++ Sachspezifika +++ Schibboleth +++ Schweizerdeutsch: mal Schwyzerdütsch, mal Schweizer Standarddeutsch...+++ Variante vs. Varietät +++
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