Inhalt der Ausgabe 01/2010
Inhalt
Aufsätze
Die althochdeutsche Glossenüberlieferung zu Isidors „De ecclesiasticis officiis“ (im Folgenden DEO) war bisher aus fünf Glossaren und vier Werktextglossierungen in acht Handschriften bekannt. (Eine davon, der Clm 6325, enthält sowohl ein Glossar als auch eine Textglossierung.) Glossenfunde der vergangenen drei Jahre haben weitere Textglossen ans Licht gebracht. Die umfangreichste der neugefundenen Textglossierungen enthält der Clm 18524b, dessen Glossen im ersten Teil dieses Beitrags veröffentlicht wurden. Es bleibt nun noch, im vorliegenden zweiten Teil die restlichen Neufunde vorzustellen.
Unter dem Titel „Documenta Orthographica – Stationen des Bemühens um die deutsche Rechtschreibung vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart“ konnte ich in der ZfdPh 125, 2006, S. 91–106, die ersten acht bis Februar 2005 erschienenen Bände der schönen Reihe „Documenta Orthographica“ aus dem Georg Olms Verlag vorstellen. Was hier folgt, kommt daher als Nachtrag zu jenem Text.
Ausgehend von dem Motivationsdefizit bei der Enterbung Willehalms wirft der Aufsatz ein neues Licht auf die vieldiskutierte Streitfrage um den Heilsstatus der Heiden, indem er den Blick von der syntagmatischen Entwicklung auf paradigmatische Relationen lenkt. Das Motiv von der Enterbung des Protagonisten und der Gotteskindschaftsgedanke in der Rede Gyburgs erhellen sich wechselseitig, sobald sie aufeinander bezogen werden. Die familiäre Konfliktsituation erhält so eine theologisch-anthropologische Dimension, die die Grundposition des Menschen vor Gott kennzeichnet.
Die Vorstellung, die unterschiedlichen Fassungen der Lieder aus der ersten und zweiten Generation der Minnesänger in den Handschriften B und C gingen auf unterschiedliche autornahe Fassungen zurück, fand auf Dauer nur wenige Befürworter. Die Übereinstimmungen werden nach wie vor meist auf eine gemeinsame Vorlage *BC zurückgeführt, die meisten Unterschiede auf Neuerungen der Handschrift C (insbesondere strophische Vereinheitlichung und reimtechnische Modernisierung). Der vorliegende Aufsatz versucht die Einheitlichkeit der Bearbeitungstendenzen aufzuzeigen und gibt eine neue Erklärung dafür, dass einige Korpora und Korpusteile der frühen Minnesänger unbearbeitet blieben. Die mittlerweile genau beschriebenen Besonderheiten des Handschriftenfragments Bu lassen sich in die Erklärung einbeziehen.
Das um 1350 entstandene Fresko aus dem Rinegg’schen Domherrenhof nimmt formal Anleihen bei Darstellungen der Minneburg, nutzt dieses Bildschema aber zur Inszenierung anderer Inhalte. In der unteren Bildhälfte zeigt es mit der Ankunft eines Ritters bei seiner Dame ein Motiv, das sich von den Miniaturen der Manesse-Handschrift herleiten lässt. Die Szene darüber wird hingegen als Abschied der Liebenden im Morgengrauen gedeutet und bildet damit eine direkte visuelle Umsetzung der aus der Dichtung bekannten Tagelied-Situation.
Der Auftakt der Emblematik wird im Allgemeinen auf das Jahr 1531 datiert, als die ekphrastischen Epigramme Andrea Alciatos im Druck mit Holzschnittillustrationen bebildert wurden. Das Buch, das in Augsburg unter dem Titel „Emblematum liber“ publiziert wurde, stieß auf große Resonanz und wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach aufgelegt, bearbeitet und übersetzt. Es wurde richtungsweisend und bildete das Modell für eine wahre Schwemme von Emblembüchern, die im 16. und 17. Jahrhundert veröffentlicht wurden.
Buchbesprechungen
1967 ist die Habilitationsschrift Gerhard Kettmanns über „Die Sprache der kursächsischen Kanzlei zwischen 1486 und 1546“ erschienen. Damit war der Blick in den ostmitteldeutschen Raum und auf die wichtigsten Jahrzehnte vor und nach dem Beginn der Reformation gerichtet.
Bereits in ihrer Magisterarbeit „Johannes von Tepl: Der Ackermann aus Böhmen“ (University of Manitoba,1957) stellte E. Scherabon Firchow, seit 1965 Professor of German and Germanic Philology an der University of Minnesota (Minneapolis), „den Glauben an die Gültigkeit kritisch präparierter mittelalterlicher Texte“ in Frage.
Traditionell gelten in der mediävistischen Literaturwissenschaft Sprichwörter und Sentenzen als Mosaiksteine, in denen sich die longue durée der Antike bis in das Mittelalter hinein manifestiert. Hennig Brinkmann und Ernst Robert Curtius haben das kulturelle Erbe gnomischer Denk- und Ausdrucksformen primär unter quellengeschichtlichen Aspekten zusammengestellt und bewertet.
Dass Oswald von Wolkenstein einmal als Band von Klassiker-Lektüren erscheinen würde, hätte man vor dem Gedenkjahr 1977 mit seinen wegweisenden Darstellungen kaum geglaubt. Inzwischen ist die Forschungslage tatsächlich bereits „unübersichtlich“ geworden, und man begrüßt gerne eine zusammenfassende Arbeit, die die Fülle präsentiert, auf Wichtiges ebenso wie auf zu Unrecht in den Schatten Geratenes hinweist.
Beim Stichwort ‚Konversationskultur‘ denkt man an das Zeitalter des Humanismus oder der Renaissance, an italienische Höfe und französische Salons. Das gesellig-zwanglose Gespräch soll im 16. oder 17. Jahrhundert erstmals aufgekommen sein, und zwar – glaubt man dem gängigen Forschungsmythos – gleichsam aus dem Nichts heraus.
Ganze zehn Zeilen hat ihm Hans Rupprich in seiner Literaturgeschichte gewidmet, und nun liegen fünf starke Bände vor: Die Rede ist von Jakob Ruf, einem Stadtwundarzt im Zürich der Reformationszeit, der medizinische Werke auf Deutsch und Latein verfasste und nebenbei deutschsprachige Theaterstücke zur Aufführung brachte.
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