Inhalt der Ausgabe 03/2011
Inhalt
Aufsätze
Grimmelshausens ‚Abentheuerlicher Simplicissimus Teutsch‘, erschienen 1669 in Nürnberg, gilt als bedeutendster Roman der Barockzeit. Nach einem großen Anfangserfolg geriet er dennoch überraschend schnell in Vergessenheit. Nun erschien 2009 eine vollständige Übersetzung ‚in das heutige Deutsch‘. Die Gründe für eine solche Totalübersetzung ‚in das heutige Deutsch‘ lassen sich in einen großen Zusammenhang bringen: Der „Simplicissimus“ ist ein oberdeutscher Text.
Die Studie zum Merseburger Gebetsbruchstück besteht aus zwei großen Teilen. Im ersten Teil wird die Trägerhandschrift, die abgesehen von der kurzen althochdeutschen Aufzeichnung ausschließlich lateinische liturgische Texte enthält, ausführlich beschrieben und liturgiegeschichtlich verortet. Im zweiten Teil folgt der Versuch einer Deutung des Gebetsbruchstücks vor dem Hintergrund der althochdeutschen Übersetzungspraxis.
Diskussion
Historische Emotionsforschung hat seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in den verschiedensten kulturwissenschaftlichen Disziplinen (Philosophie, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Psychologie, Soziologie, u.a.) eine so breite Akzeptanz erlangt – dokumentiert in einer inzwischen nicht mehr überschaubaren Publikationsflut –, dass man fast den Eindruck gewinnen kann, diese Forschungsrichtung sei tatsächlich erst zu diesem Zeitpunkt entstanden.
Miszelle
Der Abrogans muss hier nicht eigens vorgestellt werden: als ältester deutscher Text wird er immer wieder erforscht, doch kann man im Detail noch neue Erkenntnisse gewinnen. In diesem Artikel geht es um ein einziges Wort, das Adjektiv pulleohti oder pullohti, das sich in zwei Handschriften des Abrogans findet. Einer alten und hinreichend geprüften Meinung nach ist pulleohti/pullohti mit ‚apulisch‘ zu übersetzen.
Buchbesprechungen
Der Band versammelt vierzehn Aufsätze Jan-Dirk Müllers, die (bis auf eine Ausnahme) zwischen den beiden großen Monographien „Spielregeln für den Untergang. Die Welt des Nibelungenliedes“ (Tübingen 1998) und „Höfische Kompromisse. Acht Kapitel zur höfischen Epik“ (Tübingen 2007) erschienen sind. Besonders die „Nibelungenlied“-Analyse hat sich als prägender Meilenstein der mediävistischen kulturwissenschaftlichen Forschung erwiesen, das um „Erzählkerne“ aufgebaute „Kompromisse“-Buch setzt ähnliche Maßstäbe.
Die Geschichte der volkssprachigen Schriftlichkeit von ihren Anfängen bis ins ausgehende 13. Jahrhundert sachadäquat, souverän und anschaulich zu skizzieren, sie zu systematisieren, ohne sie dabei zu trivialisieren, ist eine Herkulesaufgabe. Jürgen Wolf, von dessen heuristischen Verdiensten die „Marburger Repertorien“ wie das Literaturverzeichnis des von ihm vorgelegten Buches zeugen, hat sich ihrer angenommen.
Frank Bezners nach etlichen Verzögerungen Ende 2005 erschienene Freiburger Dissertation ist ein gewichtiges Werk: gewichtig zum einen (wie jeder, der das Buch nur beiläufig in die Hand nimmt, gleich feststellen wird) aufgrund seines mit beinahe 700 Seiten selbst für die Verhältnisse der schreibfreudigen Philologien beträchtlichen Umfangs; gewichtig vor allem aber wegen der in dieser Ausführlichkeit bislang nicht versuchten grundsätzlichen Überlegungen zum Text- und Verstehensbegriff des 12. Jahrhunderts.
Mit diesem Band hat ein gewichtiges mediävistisches Großunternehmen seine erste Gestalt gewonnen: ein „Handbuch der deutschen und niederländischen mittelalterlichen Sprache, Formen, Motive, Stoffe und Werke französischer Herkunft (1100–1300)“, das der Niederlandist Geert H. M. Claassens und die Germanisten Fritz Peter Knapp und René Pérennec in insgesamt acht Bänden unter dem Titel „Germania Litteraria Mediaevalis Francigena (GLMF) konzipiert haben.
Die vorliegende Grammatik, ein großes Werk von 359 Seiten, ist
1. die Grammatik eines Wörterbuchmachers und
2. das Werk eines engagierten Hochschullehrers.
Die Dissertation ist aus einem von Peter O. Müller und Horst Haider Munske geleiteten DFG-Projekt „Wortbildung in der deutschen Urkundensprache des 13. Jahrhunderts“ hervorgegangen. Einen Band zur Adjektivderivation aus dem gleichen Projekt dürfen wir noch erwarten. Dass das Erlanger Projekt parallel zu der ebenfalls durch die DFG geförderten Erarbeitung der mhd. Wortbildung in Rahmen der neuen Mhd. Grammatik verläuft, ist nicht ganz zufällig.
Traditionell werden die verbalen Modi als grammatische Ausdrücke für die subjektive Stellungnahme des Sprechers zum Aussageinhalt, der Konjunktiv als Signal der eingeschränkten Gültigkeit des Ausgesagten definiert. Demgegenüber beginnt sich neuerdings eine Auffassung durchzusetzen, die sich auf die bahnbrechenden Arbeiten Peter Wunderlis berufen kann: Es gibt nur einen abstrakten, strukturellen Grundwert des Konjunktivs in der langue.
In dieser Marburger Habilitationsschrift wird erstmalig das Material von Wenkers Erhebung zum „Sprachatlas des deutschen Reichs“ aus dem späten 19. Jahrhundert im Vergleich mit den Daten der ca. 100 Jahre jüngeren Regionalatlanten für eine umfassende empirische Analyse morphologischen Wandels genutzt. Es geht darum, die Entwicklung von Distinktionen und Synkretismen in der Verbal- und Pronominalflexion im Einzelnen zu erfassen und grundlegende Muster darin zu erkennen.
In Menschentier und Tiermensch Udo Friedrich investigates medieval ideas concerning the boundary, and transgressions of the boundary, between humans and non-human animals for what they can tell us about the ways in which people in the Middle Ages understood themselves and their relation to the world around them.
Wa vunde man sament so manig liet? Im Gedächtnis von Gisela Kornrumpf gibt es, stelle ich mir vor, unter etlichen weiteren, ähnlich organisierten Abteilungen ein gescanntes Faksimile der gesamten deutschsprachigen Liedüberlieferung des Mittelalters („ein Corpus von derzeit etwa 280 Überlieferungsträgern aus dem 12. bis 16. Jahrhundert“, S. V) sowie großer Teile der lateinischen.
Gunhild Roth und Volker Honemann legen in diesem schmalen Bändchen die Edition einer spätmittelalterlichen Textgruppe vor, die in den Literaturgeschichten und Handbüchern gemeinhin unter dem Namen „Jammerruf der Toten“ geführt wird.
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