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Übergreifende Sichtweisen auf Familienunternehmen und Unternehmerfamilien

Die Frage nach der begrifflichen Abgrenzung des Typs Familienunternehmen von anderen Unternehmensformen hat Wissenschaft und Praxis in den letzten Jahrzehnten zunehmend beschäftigt. Es existieren zahlreiche definitorische Ansätze und Skalen zur Messung des Familieneinflusses sowie Beteiligungsstruktur-Modelle, um eigentümergeführte, mittelständische, börsennotierte oder eben Familienunternehmen voneinander zu unterscheiden. Die Unterscheidungen können hinsichtlich der Größenklassen (Umsatz, Mitarbeiterinnen, Bilanzsumme etc.) oder in Bezug auf die Höhe der Anteile von verwandtschaftlich verbundenen Gesellschaftern bzw. Aktionärinnen vorgenommen werden. In den letzten Dekaden wurden in der Familienunternehmensforschung erste Versuche zur Unterscheidung durch Zeitphasen-Modelle vorgenommen, die verschiedene Stadien der Gesellschafter- und Familienstruktur sowie des Reifegrades eines Familienunternehmens beschreiben. Dabei stand zunehmend die Familien- und Governancestruktur im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Analyse der zugehörigen Unternehmerfamilie als eigenständiger Typus erfolgte erst in den letzten Jahren. Hier geht es darum, das Verständnis von Unternehmerfamilie zu definieren, diesen Familientypus als abgrenzbare Familienform zu erfassen und Merkmale langlebiger Unternehmerfamilien zu identifizieren. Welche Rolle spielt dabei das Individuum im Kontext und im Wechselspiel mit der Familie (Kognitionen, Emotionen, Motivationen)? Neben den Interaktionen von und zwischen Individuen, Familie und Unternehmen geht es auch um Technologien und organisationale Strukturen. Darüber hinaus werden aufgrund immer komplexer werdender Umweltanforderungen die zugrunde liegenden Entscheidungsprozesse und Stakeholder-Beziehungen (Kundinnen, Mitarbeiter, Kapitalgeberinnen, Zulieferer etc.) in Familienunternehmen untersucht. Die Entwicklung und Etablierung des Forschungsfeldes „Familienunternehmertum“ macht die Veränderung der untersuchten Teilaspekte in diesem Unternehmenstypus deutlich.

Seiten 49 - 62

Dokument Übergreifende Sichtweisen auf Familienunternehmen und Unternehmerfamilien