Chancen- und Risikoberichterstattung im Lagebericht für Betreiber von Windenergieanlagen

Aufgrund der Kapitalintensität der Kraftwerksprojekte sind Betreiber von Windenergieanlagen (WEA) in hohem Maße auf Investoren angewiesen. Deswegen ist für WEA-Betreiber eine kapitalmarktorientierte, entscheidungsnützliche Rechnungslegung von besonderer Bedeutung. Zudem zeichnet sich die Branche durch sehr lange Investitionszeiträume und eine starke Irreversibilität der Investitionen aus, sodass ein großer Bedarf an einer aussagekräftigen, zukunfts- und prognoseorientierten Berichterstattung besteht. Die handelsrechtliche Rechnungslegung im Jahresabschluss erfüllt diese Anforderungen jedoch nur sehr eingeschränkt, weil sie weitgehend einwertig und vergangenheitsorientiert ist und deshalb auch unter Berücksichtigung des Anhangs oft keine hinreichende Erläuterung der rein quantitativen, finanziellen Werte in der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) geben kann. Zudem finden nicht-finanzielle Angaben nur in einem sehr begrenzten Umfang Berücksichtigung im Jahresabschluss, dessen starke Normierung eine informations- und investorenorientierte Berichterstattung zusätzlich einschränkt. Des Weiteren fließen prognostische Angaben aufgrund der Dominanz des Vorsichtsprinzips nur in engen Grenzen in den Jahresabschluss ein.
Vor diesem Hintergrund stellt der Lagebericht gem. §§ 289, 289a HGB wegen seiner Zukunftsbezogenheit und der sowohl quantitativen als auch qualitativen Angaben zu einzelnen, unternehmensindividuellen Werttreibern ein wichtiges Element für eine entscheidungsnützliche, investorenorientierte Rechnungslegung dar. Der Lagebericht symbolisiert eine Entwicklung weg vom Bilanz- und GuVorientierten Financial Reporting hin zu einem umfassenden Business Reporting, welches neben der normierten Finanzberichterstattung auch das Value Reporting im Sinne einer wertorientierten Berichterstattung umfasst.

Seiten 155 - 184