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Satzmodus-Wiedergabe in der freien indirekten Rede

Der Beitrag untersucht, wie im Deutschen der Satzmodus einer Originaläußerung in indirekter Rede im Konjunktiv wiedergegeben werden kann. Dabei zeigt sich, dass zwei Prototypen indirekter Rede zu unterscheiden sind: Insyntaktisch nicht oder nur schwach untergeordneter ‚freier indirekter Rede‘ mit Verbzweitsatz kann der Satzmodus der ursprünglichen Äußerung formgleich zitiert werden, in der ‚abhängigen indirekten Rede‘ hingegen muss das illokutive Potenzial des Satzmodus in der Redeanführung beschrieben werden, während der unter geordnete dass-Satz auf die Proposition reduziert ist. Nur beim Aufforderungs-Modus blockiert die obligatorische Verschiebung der Hörerdeixis auch in freier indirekter Rede das formgleiche Satzmoduszitat mit Imperativ. Diese Befunde zeigen, dass das Propositionsprinzip (IDS-Grammatik) nicht für alle Formen indirekter Rede gilt, und stehen im Einklang mit der Beobachtung, dass indirekte Rede mit Verbzweitsatz eine wörtliche Wiedergabe (de dicto) impliziert, also weitere nicht-propositionale sprecher- und situationsbezogene Elemente aufweisen kann. Im Sinne einer Grammatikschreibung, die wichtige Form-Funktions-Zusammenhänge beleuchten will, erscheint es sinn voll, pragmatisch relevante Prototypen zu verwenden, statt das Vorhandensein einer Redeeinleitung zum primären Kriterium der Typenbildung zu machen.

This article examines how in German the sentence mood of an original utterance can be reported in the subjunctive in indirect speech. The study shows that two prototypes of indirect speech can be distinguished: in syntactically independent, or only weakly subordinate, ‘free indirect speech’ with a verb-second clause, the sentence mood of the original utterance can be quoted in the same form; in contrast, in ‘dependent indirect speech’, the illocutionary potential of the sentence mood must be described in an introductory clause, whereas the subordinate dass-clause is reduced to the propositional act. Only in the imperative mood does the compulsory shift of the listener deixis block the identical reproduction of sentence mood, even in free indirect speech. These findings show that the ‘proposition principle’ (IDS-Grammatik) does not apply to all forms of indirect speech, and they are consistent with the observation that indirect speech with verbsecond sentences implies a literal reproduction (de dicto), i.e. it may display other non-propositional elements related to speaker and speech situation. If we are aiming at a grammatical description which highlights important form-function relationships, it seems reasonable to use pragmatically relevant prototypes instead of making the presence of an introductory clause the primary criterion for the formation of types.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2018.02.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 2 / 2018
Veröffentlicht: 2018-05-25
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