Inhalt der Ausgabe 01/1975
Inhalt
Beiträge
In der Geschichte des Fremdsprachenunterrichts wie auch des Muttersprachenunterrichts hat es Auffassungen und Praktiken gegeben, nach denen die Belletristik der wesentliche, wenn nicht der einzige Gegenstand der Unterrichts war. Damit war auch die Literatursprache (hier im Sinne von Sprache der schöngeistigen Literatur) das wesentliche Medium, an dem sich die Schüler orientieren sollten und konnten. Die Sprache der Literatur wurde zur Norm erhoben, die zu erlernen war. Nicht die Sprachfertigkeit, nicht die Verständigung im Alltag, nicht die Fertigkeiten im verstehenden Hören, im Sprechen, im Schreiben standen im Vordergrund, sondern das Lesen, Verstehen und auch das Übersetzen der Dichtersprache. Die erhabene Norm, die vollendete Sprache des Dichters waren Ziele des Verstehens und der Verehrung.
Ein Schriftsteller führt ein Tagebuch, jeden Abend, bekennt er; damit weiß es die literarische Öffentlichkeit und darf sich einer Hoffnung hingeben: denn wir sind mit publizierten Tagebüchern nicht gesegnet und müßten schon bis zu Johannes R. Becher 1950 zurückgehen, um ein gewichtiges – allerdings für die Öffentlichkeit konzipiertes – erinnern zu können. Dabei wird Eigenartiges deutlich: Das Tagebuch steht im Zwielicht, weil der Autor – anders als bei allen seinen anderen Werken – nicht an einen Leser gedacht haben dürfte, geschweige denn an ein Publikum, und weil der Leser die „Echtheit“ eines Tagebuches mit dessen gewissermaßen Postumanität verknüpfen möchte.
Viele Wege führen nach Rom. Das gilt auch für die Erlernung einer Fremdsprache. Dennoch sind nicht alle Wege unter den gegebenen Bedingungen gleichermaßen gangbar. Immer wieder ist im Fremdsprachenunterricht die Frage gestellt worden, wie man mit geringstem Zeit- und Kraftaufwand das Ziel erreicht. Spezielle Methoden des Fremdsprachenunterrichts wurden ausgearbeitet. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich diese Methode entwickelt, verfeinert und spezialisiert. Die kommunikativen Bedürfnisse der Menschen sowie die wachsenden Erkenntnisse auf dem Gebiet des Fremdsprachenunterrichts führten zur Ausarbeitung neuer Unterrichtsmethoden.
Es besteht heute wohl kaum Zweifel darüber, daß das stille Lesen als eine entscheidende Form des Wissenserwerbs eine zentrale Zielfähigkeit im Fremdsprachenunterricht darstellt. So läßt z. B. der Russischlehrplan der erweiterten Oberschule in der DDR für die Klassen 11 und 12 das stille Lesen als „gleichwertigen Schwerpunkt der Unterrichtsarbeit neben das (verstehende) Hören und das Sprechen“ treten.
Es mag nicht jedem praktizierenden Fremdsprachenpädagogen bekannt sein, daß es bereits seit rund 50 Jahren Fremdsprachentests gibt, denn jahrzehntelang ist das Problem der Konstruktion und Verwendung von Leistungstests im Fremdsprachenunterricht kaum in den Studienprogrammen von Lehrerbildungsinstitutionen aufgetaucht. Die Gründe hierfür sind unter anderem auch darin zu suchen, daß in vielen Ländern lange Zeit eine gewisse – und wie wir sehen werden – nicht ganz unberechtigte Skepsis gegenüber dem Schultest vorherrschte.
Manchmal bezeichnet ein sprachwissenschaftliches Fachwort mehrere heterogene Erscheinungen; andererseits gibt es oft für ein und dieselbe sprachliche Erscheinung mehrere Namen. Diese beiden „linguistischen Anomalien“ sind vielfach nichts anderes als Widerspiegelung des Entwicklungsweges der Sprachwissenschaft: eine neuentdeckte Erscheinung nennt man bisweilen nach einer bekannten, die ähnliche Züge aufweist, und diese letzte kann – da sie hierbei unter einen unterschiedlichen Blickwinkel gelangt – durch einen neuen Namen besser (oder jedenfalls neuartiger) erfaßt werden.
Die Möglichkeiten der deutschen Sprache der Gegenwart, die Zukunft auszudrücken, sind sowohl von theoretischem wie auch von praktischem Interesse. Die zentrale Frage stellt hierbei hinsichtlich der Frequenz und der komplizierten Wechselbeziehungen der Einflußfaktoren die Distribution des Futur I und des Präsens in Zukunftsbedeutung – des futurischen Präsens – dar. Diese Frage ist bisher noch nicht hinreichend behandelt worden. Sie wird zwar in jeder Grammatik als eine von vielen Fragen angeschnitten, kann aber dort natürlich nicht ausführlich behandelt werden.
Ausgangspunkt und Zielstellung unserer Beschäftigung mit kausalen Sprachmitteln im Deutschen waren methodische Fragen, die sich aus der Behandlung solcher sprachlicher Einheiten im Unterricht der allgemeinbildenden Oberschule ergaben. Daraus resultiert auch die Begrenzung unserer Untersuchung auf einige kausale Sprachmittel, vor allem auf Kausalsätze. Und auch so können wir nur auf wenige Detailprobleme eingehen. Unser Ziel bestand nicht im Erarbeiten und Darstellen eines geschlossenen Systems, das alle Möglichkeiten der deutschen Sprache, ein kausales Verhältnis auszudrücken, umfaßt.
Berichte
Vom 20.–22. November 1974 fand am Herder-Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig eine Tagung für das Fachgebiet „Deutsch als Fremdsprache“ statt, die unter dem Thema „Theoretische und praktische Probleme der Entwicklung der Gesprächsfähigkeit im Deutschunterricht auf fortgeschrittener Stufe“ stand. Unter den rund 60 Teilnehmern befanden sich Wissenschaftler aus sechs sozialistischen Ländern, Mitarbeiter des Ministeriums für das Hoch- und Fachschulwesen sowie Vertreter von Hochschulen und Universitäten der DDR.
Rezensionen
Die zehn Auflagen des „Russisch-deutschen Wörterbuches“ (weiter im Text – RDW) sind ein beredtes Zeugnis für seine Bewährung und Anerkennung durch breite Benutzerkreise. Dieser Erfolg des Wörterbuches ist auf seine Vorzüge zurückzuführen. Es enthält etwa 60 000 besonders wichtige Wörter der russischen Literatursprache der Gegenwart. Dabei widerspiegeln seine Angaben die neuesten Normierungen in der Lexik, Grammatik und Phonetik der russischen Schriftsprache.
Lehrmaterialien für den Fremdsprachenunterricht müssen sich grundsätzlich von denen für den Muttersprachenunterricht unterscheiden: „Dieser Unterschied ergibt sich schon daraus, daß die Grammatik im muttersprachlichen Unterricht im wesentlichen nur dazu dient, etwas schon Bekanntes bewußtzumachen; sie ist somit eine Art Bewußtmachungsgrammatik. Die Grammatik für den Fremdsprachenunterricht dagegen muß mehr leisten: Sie muß einen Regelmechanismus für die Bildung und Interpretation von richtigen Sätzen liefern.“
Die Arbeit beruht auf einer sorgfältig durchgeführten und weiträumig angelegten Untersuchung, die an verschiedenen Instituten in Kiew und dem Institut für Experimentalphonetik der Akademie der Wissenschaften in Moskau durchgeführt worden ist. Ziel der Autorin ist es, einen Beitrag zur Spezifik der Struktur der Silben deutscher Wörter zu liefern. Aus diesem Grund läßt sich die Arbeit in zwei Hauptabschnitte unterteilen. Der erste beschäftigt sich mit den linguistischen Grundlagen zur Silbenabgrenzung allgemein und zu der des Deutschen im besonderen. Der zweite hat das Ziel, unter Heranziehung akustischer Analyseverfahren Aussagen über die akustische Struktur deutscher Silben zu gewinnen.
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