Inhalt der Ausgabe 03/1970
Inhalt
Beiträge
1. Über die Beziehung von Sprache und Denken bei der Schaffung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus
Die Geschichte der Erkenntnistheorie beweist, daß die Untersuchungen im Erkenntnisprozeß stets eine besondere Rolle gespielt haben. Schon in der griechischen Philosophie wurde erkannt, daß der Gedanke, das menschliche Bewußtsein in einem korrelativen Verhältnis von Denken und Sprache aufgefaßt werden muß. Jede Analyse des Denk- bzw. des Erkenntnisprozesses schließt daher zugleich auch eine Analyse jener sprachlichen Prozesse ein, ohne die das Denken einfach unmöglich ist.
Arbeitsgruppenberichte der 2. Internationalen Deutschlehrertagung
Die Arbeit mit Sprachmustern kann nicht isoliert von den übrigen Übungsformen im Sprachunterricht erfolgen. Es ist deshalb notwendig, unser Thema zu erweitern und die Darstellung der Arbeit mit Sprachmustern einzubetten in die Darstellung eines allgemeinen Übungsprogramms für Fortgeschrittene.
Im Programm dieser Tagung der Deutschlehrer widerspiegelt sich das vielseitige Bemühen um eine rationelle und effektive Gestaltung des Sprachunterrichts. Es geht um eine enge Verflechtung von Sprachwissenschaft, Methodik und Technik, um die Umsetzung theoretischer Erkenntnisse in die Unterrichtspraxis, um Experimente und Analysen des Unterrichtsvorgangs, deren Ergebnisse und Auswirkungen neue Überlegungen nach sich ziehen. Für uns als Sprachlehrer bedarf es keiner näheren Erläuterung und Begründung, daß die genannten Apsekte das Übungsgeschehen ins Zentrum der Diskussion gerückt haben. Das spiegelt sich auch in den Themen der Plenarvorträge zur Methodik wider, in denen so offenkundig die Übungsproblematik dominiert.
1. Gesprochene Sprache und moderner Fremdsprachenunterricht
Der Konversationsunterricht nimmt heute – das wird allgemein anerkannt – eine zentrale Stellung im Fremdsprachenunterricht ein. Ziel des Unterrichts ist vor allem die Entwicklung des mündlichen Ausdrucksvermögens in der Fremdsprache. Ursachen und Gründe für die Orientierung auf die mündliche Beherrschung der Fremdsprache sind u. a. der sich immer stärker entwickelnde Tourismus und die immer enger werdende wissenschaftliche Zusammenarbeit.
Die Diskussion über die Textgestaltung setzt eine Verständigung über die Bedeutung des Lehrbuchs und der Texte in einer modernen Ausbildung für das Fach Deutsch als Fremdsprache voraus. Das Lehrbuch bleibt das wichtigste Lehrmittel. Es muß entsprechend der Spezifik jeder Ausbildung gestaltet sein und wird daher durch drei Grundvoraussetzungen bestimmt.
1. Zur Zielstellung
Ziel, Inhalt und Methode sind drei miteinander verbundene Seiten des pädagogischen Prozesses, wobei dem Ziel eine vorrangige Bedeutung zukommt.
Der Fremdsprachenunterricht hat auf der Anfangsstufe die Aufgabe, die Grundlage für das phonematische Hören in der Fremdsprache zu schaffen, das seinerseits die Grundlage für die Entwicklung aller anderen Sprachfertigkeiten in der Fremdsprache ist.
Einleitend wurde die Bedeutung des verstehenden Hörens für die Entwicklung der Sprechfertigkeit (Lautbildung, Rhythmus, Intonation) wie auch für die Aufnahme von Information über den akustischen Kanal hervorgehoben.
1. Immer mehr setzt sich im Fremdsprachenunterricht die Auffassung durch, daß das stille Lesen von Anfang an systematisch geübt werden muß, denn die Entwicklung der Sprechfertigkeiten führt nicht automatisch im Sinne eines positiven „transfer“ zur Lesefähigkeit. DIe heute im Fremdsprachenunterricht erzielten Leseleistungen entsprechen nicht den Anforderungen unserer Zeit.
Einleitend wurden kurz die linguistischen und lernpsychologischen Grundlagen der Patternpraxis dargestellt: Strukturalismus und Sprachlernprozeß als Erwerb von Fertigkeiten auf der Basis der Steuerung korrekter Assoziationen. Es wurde dann der Begriff des patterns gefaßt und, Lado folgend, ein Überblick über die verschiedenen Typen der patterns im Deutschunterricht für Ausländer gegeben. Anhand von Beispielen aus Lehrbüchern für Anfänger und Fortgeschrittene wurde die praktische Arbeit mit Übungen (auch Tonbandübungen) auf der Grundlage von patterns dargestellt.
1. Bewußtheit und initiativ-automatischer Spracherwerb schließen einander nicht aus, sondern bedingen und ergänzen sich gegenseitig. Beide bilden eine methodische Einheit, in der sinnliche und rationale Erkenntnis gewahrt bleiben. Eine moderne Sprachmethode muß beiden Faktoren Rechnung tragen.
In der Literatur zur Fremdsprachenmethodik sind über die Bedeutung des visuellen Elements recht unterschiedliche Aussagen getroffen worden. Oft wird das Visuelle noch als „schmückendes Beiwerk“ aufgefaßt. Es gibt aber auch Meinungen, Visuelles habe nur für den Anfangsunterricht Bedeutung und nicht für die fortgeschrittene Stufe der Spracherlernung.
1. Zahlreiche Publikationen über das Sprachlabor und über Lehrmaterialien für das Sprachlabor lassen deutlich erkennen, daß die Experimentierphase durch eine Phase des wissenschaftlichen Herangehens an die Probleme der Sprachlaborarbeit abgelöst worden ist. Das Sprachlabor hat sich als Hilfsinstrument einen festen Platz in der Fremdsprachenausbildung erobert. Es kann jedoch keine Rede mehr davon sein, daß es den Fremdsprachenlehrer verdrängt oder gar ersetzt.
1. Mit den Texten in den Fremdsprachenlehrbüchern werden zumeist zu unterschiedliche Ziele angestrebt (Einführung und Übung grammatischer Strukturen, Vermittlung und Festigung neuer Lexik, Entwicklung der Sprech- und Lesefertigkeiten). Solche „Mehrzwecktexte“ sind nicht geeignet, die unterschiedlichen Zielfähigkeiten systematisch entwickeln zu helfen. Keine Sprachfähigkeit kann ohne spezielles Lernmaterial und ohne spezielle Übungen herausgebildet werden.
1. Die Auswahl grammatischer Strukturen und ihre Zusammenstellung zu einem grammatischen Minimum muß planmäßig gestaltet geschehen und von neuesten linguistischen und lerntheoretischen Erkenntnissen bestimmt sein.
1. Das Sprachtonband zur Festigung morphologisch-syntaktischer Strukturen muß methodisch aufbereitet, d. h. stoff- und funktionsgebunden sein und sich harmonisch in den gesamten Unterrichtsprozeß einfügen.
1. Die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten in der mündlichen Sprachausübung (Hören und Sprechen) kann durch die sinnvolle unterrichtsmethodische Nutzung eines Sprachlabors übungsintensiver gestaltet und damit wesentlich unterstützt werden.
Grundlage der Diskussionen in der Arbeitsgruppe waren die vorgeführten Lektionen des Fernsehkurses und die Ausführungen über den Kurs in „Deutsch als Fremdsprache“ (3/1969, S. 251–256), die in einer Zusammenfassung der wichtigsten Gesichtspunkte für die Gestaltung des Kurses vorgetragen wurden. An der Diskussion nahmen Dr. Hanzl, der Leiter der Fernsehakademie, zwei Mitarbeiter der Redaktion Fremdsprachen des Deutschen Fernsehfunks und die Textautorinnen M. Schult und E. Prokopowa teil.
Seit vielen Jahren wird das Problem der Intensivierung des Sprachunterrichts in den methodischen Diskussionen erörtert. Vielfach wurde versucht, die Frage in der Praxis zu lösen, ohne sich auf eine Theorie zu stützen: Man erhöhte die Zahl der Unterrichtsstunden und glaubte, damit die ungenügende Intensivierung des Sprachmaterials ausgleichen zu können. Wir bezeichnen diese Methode mit Aleksander Szulc als extensiv.
1. Die wissenschaftlich-technische Revolution beeinflußt alle Gebiete unseres Lebens. Dies findet seinen Niederschlag auch in unserer Sprache. Vor allem gewinnen die sogenannten Fachsprachen ständig an Bedeutung; aber auch die Gemeinsprache wird zunehmend von Wortgut durchsetzt, das durch Wissenschaft und Technik geprägt worden ist.
1. Wer eine fremde Sprache ausschließlich auf der Grundlage von Texten aus der schönen Literatur und von Beispielen für die Alltagsrede erlernt hat, findet sich in der Lektüre wissenschaftlicher Prosa nur schwer zurecht. Die Hauptquelle der Schwierigkeiten ist dabei im Wortschatz gegeben. Durch ihn wird in erster Linie ein gegebener Text als „Fachtext“ charakterisiert.
1. Auch fortgeschrittenen Ausländern unterlaufen noch zahlreiche Fehler im Gebrauch der Umgebungen deutscher Verben, die mit den herkömmlichen Begriffen der Transitivität oder Intransitivität von Verben nicht hinreichend beschrieben werden können.
1. Das Ziel des Vortrages bestand darin, linguistische Grundlagen für die Arbeit mit Synonymen zu schaffen. Daneben wurden einige praktisch-methodische Hinweise für die Unterrichtsarbeit (Vermittlung und Übung) gegeben.
Das Ziel des Vortrages war es, die in der phonologischen Komponente einer generativ gefaßten Gesamtgrammatik vorkommenden Regeln anhand eines Beispiels in ihrem Aufbau, ihrer Ordnung und ihrer Funktion dazustellen.
Die Diskussionsgrundlage versuchte, die Entwicklung der DDR-Epik seit etwa 1960 in den Hauptzügen darzulegen. Den Ausgangspunkt für die Betrachtung bildete eine Gruppe epischer Werke, die an der Wende von den 50er zu den 60er Jahren entstanden sind, eine weite Verbreitung innerhalb der sozialistischen Literaturgesellschaft fanden, rege diskutiert wurde und auch international Aufmerksamkeit und Geltung erlangten.
Anhand bedeutender Werke der sozialistischen Dramatik der DDR, geschrieben für Theater und Fernsehen, wurden einige wesentliche Entwicklungstendenzen in dieser Gattung dargestellt.
Zu Beginn der Veranstaltung wurden zunächst einige zentrale theoretische Prinzipien herausgestellt und erläutert, die dem literarischen, also auch dem lyrischen Schaffen in der DDR zugrunde liegen und die Gehalt, Gestalt und Funktion dieser Literatur allgemein bestimmen.
Diskussionsbeiträge
Intensivkurse für Erwachsene werden in Ungarn von der Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse seit 1967 durchgeführt. Wenn auch solche Intensivkurse nicht das wichtigste Gebiet innerhalb des Sprachunterrichts sind, so kann man dennoch hieraus wichtige Hinweise und Verallgemeinerungen für den gesamten Sprachunterricht ableiten. Dies betrifft sowohl die Lehrmaterialien als auch die Methodik.
Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist die Überzeugung, daß einem exakten Lehrmaterial des Fremdsprachenunterrichts die generative Grammatik zugrunde liegen sollte. Dabei möchten wir betonen, daß nicht nur die Transformationsgrammatik von N. Chomsky generativ ist.
In der Fremdsprachenmethodik wird über die Frage des Übersetzens viel diskutiert. Die Mehrheit der Meinungen lehnt Übersetzungsübungen streng ab. Es gibt auch Ansichten, nach denen die Übersetzungsaufgaben (aus der Muttersprache in die Fremdsprache) aus den Übungstypen des modernen Fremdsprachenunterrichts überhaupt ausgeschlossen werden müßten. Die neuesten Meinungen sind nicht mehr so streng und einseitig.
Beilage
Das Jahr 1969 war das erste Entfaltungsjahr des IDV. In diesem Jahr fand die erste ordentliche Vertreterversammlung statt, und der IDV konnte das erste Mal eine große Veranstaltung, die „2. Internationale Deutschlehrertagung“ als Verband durchführen. – Leider wurde die laufende Arbeit durch zweimaligen Wechsel des Generalsekretärs stark gehemmt.
Autoren/Impressum
Jetzt bestellen – für den gesamten Campus.