Inhalt der Ausgabe 02/1971
Inhalt
Würdigungen
Der Einzelne hat zwei Augen / Die Partei hat tausend Augen. / Die Partei sieht sieben Staaten / Der Einzelne sieht eine Stadt. / Der Einzelne hat seine Stunde / Aber die Partei hat viele Stunden. / Der Einzelne kann vernichtet werden / Aber die Partei kann nicht vernichtet werden. / Denn sie ist der Vortrupp der Massen / Und führt ihren Kampf / Mit den Methoden der Klassiker, welche geschöpft sind / Aus der Kenntnis der Wirklichkeit.
Beiträge
In Lehrmaterialien für Ausländer werden oft die Fälle der Satz- und Wortnegation unterschieden und für beide Arten bestimmte Regeln angegeben, die jedoch nicht immer stichhaltig, sondern durch entsprechende Gegenbeispiele zu falsifizieren sind. So gibt man etwa als Regel für die Satznegation an, daß Temporalbestimmungen gewöhnlich vor, Lokalbestimmungen, Modalbestimmungen, Präpositionalobjekte und Numeralien dagegen nach nicht stehen (als Ausnahmen werden bei den Temporalbestimmungen gleich, spät und zeitig vermerkt, die nach nicht stehen).
Der folgende Beitrag enthält Betrachtungen über die Verwendung der Lochkartentechnik bei linguistischen Arbeiten, speziell bei statistischen Untersuchungen zur Lexik und Morphologie. Anlaß dazu waren Frequenz- bzw. Okkurrenzanalysen an russisch-, englisch- und französischsprachigen Fachtexten strukturbestimmender Wissenschaftsdisziplinen, die an der Sektion Theoretische und angewandte Sprachwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig durchgeführt wurden und deren Ergebnisse an anderer Stelle veröffentlicht werden.
Im Gegensatz zur Grammatik ist die Wortbildung im Fremdsprachenunterricht bislang entweder völlig übergangen oder zumindest sehr vernachlässigt worden. Die Möglichkeiten, auf der Grundlage von Wortbildungskenntnissen unbekannte Lexik erschließbar zu machen, wurden bisher nur in ganz ungenügendem Maße genutzt. Man beschränkte sich meistens auf solche Wortbildungsstrukturen wie Lehrer – Lehrerin und schwimmen – Schwimmer. Dabei steht außer Frage, daß die Kenntnis der häufigsten Bauelemente und Baumuster der Wörter für den Lernenden von großem Nutzen sein kann.
Im Unterschied zur Grammatik kann die Lexik einer Sprache im Rahmen eines Ausbildungslehrgangs – wie geartet er auch immer sei – nur zu einem geringen Teil systematisch vermittelt und eingeübt werden. Da die Sprache – insbesondere die Lexik – ein offenes System darstellt, das sich den sich ständig ändernden gesellschaftlichen Bedingungen anpaßt, entstehen überdies laufend neue Bedeutungen und neue Wörter. Dem Leser und dem Hörer werden aus diesem Grunde in fremdsprachigen Originaltexten und Vorträgen immer unbekannte Wörter begegnen.
Jedes Lexem, das der Lexikograph darzustellen hat, hat seine eigenen Probleme, die untersucht und entschieden werden müssen. Sie liegen auf grammatischer, semantischer oder stilistischer Ebene. Auf grammatischer Ebene umfassen sie ein weites Feld, das von der Wortartbestimmung über die Valenz bis zum Anteil an Grundleistungen der Wortarten (z. B. des Verbs am Tempussystem, des Adjektivs am attributen, prädikativen und adverbialen Bereich) reicht. Auf semantischer Ebene sind die Probleme nicht weniger umfangreich.
Den neueren Betrachtungen zum Verhältnis von Wortbildung und Syntax folgend, wollen wir grundsätzlich zwei Arten von Wortbildungen unterscheiden. 1. Jene Bildungen, die von den Sprechern nicht mehr erzeugt, generiert, sondern gewußt werden, die erstarrt und zu Lexikoneinheiten geworden sind. Sie gehören als fertige, lexikalisierte Prägungen in den Wortspeicher des Beherrschers einer Sprache, was aber nicht bedeutet, daß dieser die einzelnen Bestandteile dieser Bildungen nicht analysieren könnte (z. B. Alter+tum, Recht+schreib+ung oder Schreib+tisch, Schuh+mach+er); er generiert jedoch diese Wörter nicht selbst, sondern nimmt sie als fertige „Großblöcke“ in seinen Sprachgebrauch auf.
In der deutschen Sprache der Gegenwart kennen wir im allgemeinen drei Möglichkeiten der Wortbildung: Neue Wörter sind 1. Zusammensetzungen aus vorhandenen selbständigen Wörtern, 2. Ableitungen von bekanntem Wortgut mittels bestimmter Suffixe oder durch Ablaut des Stammvokals oder 2. Präfixbildungen. Die Präfixbildungen nehmen eine Mittelstellung zwischen den beiden anderen Wortbildungsgruppen ein und sind deshalb auch oft zu den Zusammensetzungen oder zu den Ableitungen gezählt worden.
In letzter Zeit ist eine Reihe von Arbeiten zur Valenz erschienen. In ihnen wird einmal der Stand der Diskussion um Wesen und Arten der Valenz zusammengefaßt. Zum anderen bemüht man sich, die extremen Meinungen gegenüberzustellen. In vielen Beiträgen wird betont, daß es nötig sei, immer zu erläutern, auf welcher Ebene man von Valenz spricht. Da der Terminus Valenz polysem ist, muß man G. Helbig unbedingt zustimmen, wenn er verlangt, die Ebenen klar zu trennen.
Fremdwörter, die in eine andere Sprache mit ihrer äußeren Form übernommen werden, passen sich dem System dieser Sprache an. Die traditionelle Sprachwissenschaft beschränkt den Begriff der Anpassung auf die Lautung, Schreibweise und Formenbildung. Darauf fußt eigentlich die Einteilung des entlehnten Wortgutes in Lehnwörter und Fremdwörter, die von den deutschen Sprachwissenschaftlern noch im 19. Jahrhundert eingeführt worden war.
Es wurde mehrfach bereits betont, daß der Anteil der phraseologischen Fügungen am Wortbestand der deutschen Gegenwartssprache sehr stark zugenommen hat. Besonders bevorzugt werden heute feste Fügungen, die aus Substantiv und Verb bestehen. Möller stellt dazu fest: „... das sprachliche Empfinden unseres Volkes hat sich im Laufe einer langen Entwicklung für feste Verbindungen, besondern zwischen Dingwort und Verb sowie zwischen Verb und Verhältniswort entschieden.“
Ist der Lehrer pünktlich? Wie reagiert er, wenn Schüler zu spät kommen? Wie ist die äußere Erscheinung des Lehrers? Ist seine Sprache gepflegt oder ungepflegt? Ist sein sprachlicher Ausdruck dem Thema, dem Ziel und dem Alter der Lernenden angemessen? Kann man von einem pädagogisch-psychologisch richtigen Auftreten vor der Klasse sprechen? Ist die Unterrichtsführung straff oder locker?
Rezensionen
Der Verfasser untersucht die deutschen Nominalkomposita mit dem Ziel, seine deduktive Theorie von der Wortbildung am sprachlichen Material nachzuprüfen. Diese Theorie beruht auf den Thesen, 1) daß sich die unbegrenzte Zahl von Zusammensetzungen auf eine begrenzte Anzahl von Transformationen zurückführen läßt; 2) daß die lineare Folge der Glieder einer Zusammensetzung durch ein sie verbindendes Morphem angezeigt wird, dessen Distribution sich für jede neu zu bildende Zusammensetzung voraussagen läßt.
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