Inhalt der Ausgabe 01/1999
Inhalt
Aufsätze
Bei dem Versuch, das Fach Deutsch als Fremdsprache zu charakterisieren, wird zwischen institutioneller und wissenschaftlicher Perspektive unterschieden. Es wird argumentiert, daß für wissenschaftliche Untersuchungen und für die Theoriebildung Deutsch als Fremdsprache als Exempel des Fremdsprachenerwerbs zu betrachten ist. Das Spezifikum des Fachs liegt somit im gezielten Einsatz wissenschaftlicher Erkenntnisse in bestimmten Lehr- und Lernkontexten.
Vf. gibt einen Überblick über die großen Hypothesen der Zweitspracherwerbsforschung und analysiert sodann neuere neurophysiologische Forschungen zum Gegenstand. Dabei spielen das Gehirn als Bewertungsinstanz, unterschiedliche Repräsentationen des Gedächtnisses sowie Forschungen zum frühen zeitgleichen Erwerb von Erst- und Zweitsprache bzw. zum aufeinanderfolgenden Erst- und Zweitspracherwerb eine zentrale Rolle. Erste didaktische Konsequenzen werden gezogen.
Diskutiert werden mögliche universitäre Zielgruppen und Lernziele und daraus resultierende Entscheidungen im Hinblick auf Progressionsfestlegungen, die Themen- und Textauswahl, die Art der Grammatikvermittlung, den Einsatz und die Auswahl von Lehrwerken, die angestrebte Korrektheitsebene, die Wahl des methodischen Vergehens und die Bedeutung autonomen Lernens.
In einem Überblick wird die Entwicklung der generativen Grammatik seit Chomsky 1957 bis in die 80er Jahre skizziert: von den Grundannahmen (Ausgangsstruktur, Abwandlungen, Transformationsregeln) über die Standard-Theorie (Tiefenstrukturen – Semantische, Transformationelle Komponente; Oberflächenstrukturen – Phonologisch-phonetische Komponente), die Erweiterte Standard-Theorie (lexikalistische Hypothese zur Wortbildung, Bewegungstransformationen/ Spuren) bis hin zur PundP-Grammatik/ Rektions-und-Bindungs-Theorie (Kopf, Projektion, X-bar-Schema, Module u.a.m.).
Der Beitrag befaßt sich mit dem Problem der Valenzvererbung am Beispiel der Verben des Meinens. Mit Hilfe des semantischen Valenzmodells von Engel werden die Valenzen der Verben des Meinens und der von ihnen abgeleiteten Nomina actionis und acti verglichen und die Ergebnisse abschließend systematisch dargestellt. Die Beschreibung stützt sich auf Analysen von über 1000 Belegen aus den Korpora des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache.
In dem Beitrag wird anhand der exemplarischen Analyse eines literarischen Textes (auf kommunikativ-pragmatischer, thematischer und grammatischer Ebene) dargestellt, wie textlinguistische Kenntnisse – um literaturwissenschaftliche Aspekte erweitert – in Form eines Instrumentariums für die Textrezeption (und weiterführend für die Textproduktion) genutzt werden können.
Vf. verdeutlicht – in Erwiderung auf eine Rezension von Muhr (DaF 4/1997) zu seinem Buch "Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz"– in vier Schritten Grundpositionen seiner Auffassung von der Plurizentrizität (Plurinationalität) des Deutschen: 1. hinsichtlich der Kriterien für Varietäten von Sprachen vs. eigenständige Sprachen; 2. hinsichtlich der Einbeziehung von Standard- vs. Nonstandardvarianten; 3. hinsichtlich der Typologie von Sprachvarianten; 4. hinsichtlich der Asteriskusmarkierungen in den Dudenbänden und im "Österreichischen Wörterbuch".
Diskussion von Lehrwerken
DaF-Lehrwerkinnovationen, so scheint es, vollziehen sich in Schüben. Die erste Hälfte der 80er Jahre stand im Zeichen der Einführung neuer Lehrwerke auf der Basis des kommunikativen Ansatzes.
Rezensionen
Die Beschäftigung mit Strategien beim Fremdsprachenerwerb geht zum einen auf Selinkers berühmten Interlanguage-Aufsatz aus dem Jahr 1972 zurück, zum anderen auf Arbeiten zur problemlösenden Informationsverarbeitung.
Die Konzentration auf den Schwerpunkt "mentales Lexikon" stellt die integrative Klammer des Werkes dar, die es den Hg. ermöglicht, diesem Sammelband (der binnen dreier Jahre seine zweite Auflage erlebt) im Unterschied zu manch anderen Exemplaren seines Genres nahezu monographische Qualitäten zu verleihen.
Neben dem (äußeren) Umstand, daß die beiden zu besprechenden Bücher im Rahmen eines von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung geförderten Forschungsaufenthalts entstanden sind, weisen sie noch eine weitere (inhaltliche) Gemeinsamkeit auf: Sie gehören thematisch eng zusammen und gehen über die traditionellen Sichtweisen der Phraseologie hinaus, die sich vornehmlich strukturbezogenen Aspekten, in Ansätzen auch kultur- und textzentrierten Fragestellungen widmete, indem sie aus kognitionslinguistischer Perspektive Gesetztes neu hinterfragen.
Der vorliegende Band hat es sich zum Ziel gesetzt, Fremdsprachenlehrer in die unterrichtlichen Nutzungsmöglichkeiten von Multimedia, Hypermedia und Hypertext einzuführen, um "Vorurteile gegenüber dem Einsatz neuer computerunterstützter Unterrichtsmittel abzubauen, die Lehrer zu ermutigen, gegebene technische Möglichkeiten auch für ihren Unterricht aktiv zu nutzen" und diesen nicht zuletzt die Bewertung vorhandener Software-Angebote zu erleichtern.
Der C-Test ist vielleicht die wichtigste Neuerung auf dem Gebiet des Sprachtestens der letzten 15 Jahre. Er wurde entwickelt von Klein-Braley und Raatz (Duisburg) als testtechnisch solidere Alternative zum Cloze-Text, dessen theoretische Prinzipien (Reduktion der natürlichen Redundanz von Sprache in Texten als Konstruktionsprinzip; Fähigkeit, diese Redundanz wiederherzustellen, als Gradmesser der allgemeinen Sprachkompetenz eines Probanden) hier eine zuverlässigere Ausprägung finden sollten.
Vor allem seit Lebmanns Arbeit "Thoughts on grammaticalization" (1982) ist die Grammatikalisierung zum Gegenstand einer eigenen Forschungsrichtung geworden, deren zentrales Anliegen es ist, die Entstehung grammatischer Sprachzeichen aus dem Lexikon und die Verstärkung grammatischer Funktionen bereits bestehender grammatischer Formen zu untersuchen.
Die beiden kleinen Bücher aus der Reihe "Fokus" behandeln Einzelthemen aus der deutschen Grammatik, die einerseits in der Linguistik immer wieder kontrovers diskutiert worden sind, andererseits bei der Vermittlung im Fremdsprachenunterricht immer wieder Schwierigkeiten bereiten.
Das Angebot an Lehr- und Lernmaterial auf CD-ROM für das Fachgebiet Deutsch als Fremdsprache ist derzeit noch sehr klein. Daher wird mit dem vorliegenden Material – vor allem was seinen Umfang betrifft – in gewisser Weise Pionierarbeit geleistet. Die Rezension der CD-ROM folgt den Maßstäben, die das Mannheimer Gutachten (1977) an Lehrwerkanalysen gelegt hat und die auch von Dieling (1994) aufgegriffen worden sind.
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