Inhalt der Ausgabe 03/1972
Inhalt
Beiträge
Ein historischer Rückblick zeigt, daß zwischen der Entwicklung der Sprachwissenschaft und der Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts ein enger Zusammenhang besteht. Neue Prinzipien, Methoden und Erkenntnisse der Sprachwissenschaft sind zumeist auch im Fremdsprachenunterricht spürbar geworden, wenn auch nicht immer sofort, unmittelbar oder nachhaltig. Umgekehrt sind bedeutende Sprachwissenschaftler den Bedürfnissen des Fremdsprachenunterrichts nachgegangen und haben seine Aufgaben lösen helfen.
Die Beherrschung der Grundsätze der Wortbildung ist für die Praxis des mutter- und fremdsprachlichen Unterrichts unentbehrlich. Der Lehrer muß mit dem Bau der produktiven Wortbildungsmuster vertraut sein, um spracherzieherisch auf seine Schüler einwirken zu können. Eine zweckbestimmte, „funktional“ orientierte Entwicklung des sprachlichen Ausdrucks hat die vielfältigen Verflechtungen zwischen Wortbildung und Satzbau, „Satzbildung“, zu berücksichtigen.
Das Problem der Polysemie ist eines der komplizierten und umstrittenen Probleme der gegenwärtigen Sprachwissenschaft. Bekanntlich gibt es zahlreiche Klassifikationen der polysemen Wörter, aber es wird dabei nicht immer auf die Einheit des Lautkörpers und der Bedeutung geachtet. In dieser Hinsicht verdient die Theorie von A. I. Smirnitzki Aufmerksamkeit. Nach seiner Theorie stellt das Wort ein System von lexikalisch-semantischen Varianten dar. Jede Variante besteht aus einer Bedeutung der Lautung, die für alle Varianten gleich ist und sich also in allen lexikalisch-semantischen Varianten wiederholt. Das ist sehr wichtig für die Erforschung der semantischen Beziehungen der Wörter.
Die Kenntnis der produktiven Wortbildungsmodelle ist eine notwendige Voraussetzung für die Beherrschung einer Sprache. Denn kein Wörterbuch kann der ständigen starken Erweiterung des Wortschatzes beispielsweise der deutschen Sprache der Gegenwart mehr gerecht werden. Darüber hinaus ermöglicht die Kenntnis der Wortbildungsmodelle Einsichten in die Struktur der Wörter, verdeutlicht die wichtigsten Wortbildungsmittel und trägt so auch zur Rationalisierung des Lernprozesses bei.
Mit Hilfe von fünf Kriterien sondert Helbig die Hilfsverben aus. Im großen und ganzen gesehen schließen vier dieser Kriterin (1, 2, 3, 4, 5) alle Verben aus, die Mitspieler zu sich nehmen können. Das Hilfsverb darf also keine Mitspieler regieren, denn das Hilfsverb geht eine Verbindung mit dem Vollverb ein, derart daß es zusammen mit dem Vollverb eine Einheit bildet. Nur zusammen können sie Mitspieler regieren.
In einem früheren Beitrag sind von uns die Begriffe „strukturell-syntaktisches Merkmal“ und „formal-syntaktisches Merkmal“ approximativ zur Wortklassenbestimmung herangezogen worden. Wie diese Begriffe im einzelnen als Wortklassenkriterien nachweisbar und begründbar sind, soll hier am Beispiel der reflexiven Verben gezeigt werden. Die Reflexiva werden deshalb gewählt, weil sie einerseits eine von der Kommunikation und Frequenz her nicht unbedeutende Verbgruppe darstellen und andererseits dennoch relativ selten untersucht worden sind, so daß hier nach wie vor beträchtliche Unklarheiten in den einschlägigen Grammatiken bestehen.
Zur Objektivierung einer wissenschaftlichen Beschreibung werden in sehr breitem Maße strukturelle Methoden der Analyse des Sprachstoffes verwendet. Die Untersuchung der semantischen Struktur des Verbs auf der Grundlage seiner Valenz- und Distributionscharakteristik und auch des Transformationsvermögens der verbalen Verbindungen bringt oft positive Ergebnisse. Wir verweisen in diesem Zusammenhang nur auf eine Reihe von Arbeiten J. D. Apresjans zur Erforschung der Semantik des russischen Verbs mit Hilfe struktureller Analysemethoden. Distributions- und Transformationskriterien ermöglichen in bestimmten Fällen eine strenge und exakte Klassifikation der semantischen Systeme.
Die Forderung nach einem kommunikativ orientierten Fremdsprachenunterricht ist nicht neu. Moderne Theorien über die verschiedenen Bereiche der Methodik des Fremdsprachenunterrichts, moderne Lehrpläne basieren auf der Grundvoraussetzung, daß die lebenden Fremdsprachen vorrangig als Kommunikationsmittel gelehrt werden. Es fällt auf, daß trotz weitgehender Übereinstimmung in der theoretischen Ausgangsposition bei der Realisierung der Forderungen erhebliche Unterschiede festzustellen sind.
In der Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“, 4/1971, S. 222 ff., gibt R. Gröschl eine Zusammenfassung über die bisher zu diesem Problem geführte Diskussion. Unter den noch umstrittenen Punkten wird auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Text und Leser/Hörer genannt. Meiner Meinung nach wird damit ein wesentliches Moment der Textproblematik berührt, das im folgenden kurz untersucht werden soll. Der sprachlich-kommunikative Aspekt wird im Vordergrund unserer Betrachtung stehen.
Die behavioristische Auffassung von der Sprechtätigkeit als einer von äußeren Stimuli gelenkten verbalen Verhaltenskomponente betrachtet den Prozeß der Spracherlernung als einen Prozeß des Erwerbs verbaler Gewohnheiten durch passive Anpassung des Menschen an die Umwelt. Im Gegensatz hierzu wird die Sprechtätigkeit in der sowjetischen Psychologie als eine durch ein System sprachlicher Zeichen vermittelte Tätigkeit betrachtet. Entscheidendes Charakteristikum dieser Tätigkeit ist die „Einheit von Kommunikation und Verallgemeinerung“.
Rezensionen
Die Arbeit stellt einen Beitrag zu Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer dar. Sie ist zugleich das erste Heft einer vom Herder-Institut herausgegebenen Reihe, in der ausgewählte sprachliche Erscheinungen sowohl unter linguistischem als auch unterrichtsmethodischem Gesichtspunkt dargestellt werden. Die Autoren waren bemüht, dabei die neuesten Erkenntnisse der Sprachwissenschaft und der Unterrichtsmethodik für Deutsch als Fremdsprache zu verarbeiten.
Die 275 hier zusammengestellten Sprichwörter sind vor allem unter dem Gesichtspunkt ausgewählt worden, ob sie heute noch häufig gebraucht werden, ob sie einen humanistischen Grundgehalt aufweisen, die neuen Beziehungen zwischen den Menschen der sozialistischen Gesellschaft ausdrükken und zur Überwindung allgemeiner menschlicher Schwächen beitragen.
Daß die Integration der sozialistischen Staaten alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfaßt, wird den Bürgern der sozialistischen Völkerfamilie mehr und mehr bewußt, und sie betrachten es als ihre Aufgabe, diesen Prozeß zu beschleunigen. Dazu gehört auch das immer bessere Vertrautwerden sowohl mit dem progressiven Literaturerbe als auch mit den zeitgenössischen sozialistisch-realistischen Werken der Bruderländer. Das stellt die Autoren von Nachschöpfungen vor komplizierte Probleme, besonders bei der Übertragung von Lyrik.
Die bekannte Moskauer Germanistin O. I. Moskalskaja – international bekannt als Professor am Maurice-Thorez-Institut, als Chefredakteurin der Zeitschrift „Fremdsprachen in der Schule“ sowie als Autorin zahlreicher Arbeiten zur deutschen Sprache – legt eine deutsche Grammatik vor, die nicht nur grammatische System der deutschen Gegenwartssprache beschreiben, sondern zugleich auch in „die Probleme der modernen deutschen Grammatikforschung einführen“ will (S. 8).
Aus der DDR – über die DDR
Autoren/Impressum
Jetzt bestellen – für den gesamten Campus.