Inhalt der Ausgabe 04/1972
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Die Diskussion des Verhältnisses bzw. der Beziehungen zwischen einem bestimmten Unterricht und der diesem Unterricht zugrunde liegenden Wissenschaftsdisziplin ist so alt wie die Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. Bereits Comenius geht in seiner Didactica Magna auf dieses Problem ein, indem er darauf verweist, daß sich die ‚Natur‘ zunächst den Stoff bereitstellt, ehe sie ihm Form gibt, und vor der Ordnung des Stoffes dieser vorhanden sein müsse.
Es wird heute allenthalben – sowohl von Fremdsprachenmethodikern als auch von Linguisten – die Bedeutung der Sprachwissenschaft als wichtiger Grundlagenwissenschaft für die Fremdsprachenmethodik (und damit für den Fremdsprachenunterricht) hervorgehoben. Beiden Wissenschaften gemeinsam ist das Interesse für die (Fremd-)Sprache. Sie wird jedoch von beiden unter unterschiedlichen Aspekten betrachtet.
Solange schon die Aneignung von Fremdsprachen schulmäßig und mit einem bestimmten Anspruch auf Vermittlung des Einblicks in sprachliche Zusammenhänge betrieben wird, bewegt das Problem des Verhältnisses von Fremdsprachenunterricht und Sprachwissenschaft bzw. die Frage, welche Rolle die Sprachwissenschaft im Fremdsprachenunterricht zu spielen hat. In Verbindung mit der sich immer deutlicher ausgeprägenden Tendenz der Erhöhung des wissenschaftlichen Niveaus in allen Ausbildungsfächern und -formen gewinnt diese Problematik in zunehmendem Maße an Bedeutung.
In den Diskussionen über die wissenschaftlichen Voraussetzungen des Fremdsprachenunterrichts herrscht offensichtlich im Hinblick auf die folgenden Grundannahmen weitgehend Übereinstimmung: 1. jedes Fremdsprachenprogramm, wie immer es im einzelnen aufgebaut sein mag, setzt wissenschaftliche Kenntnisse über die zu unterrichtende Fremdsprache und über die Muttersprache voraus; 2. es werden nicht nur Kenntnisse über Grammatik und Semantik der betroffenen Sprachen benötigt, sondern auch über die psychologischen und gesellschaftlichen Prozesse und Voraussetzungen, die die sprachliche Tätigkeit, ihre Herausbildung und Vervollkommnung bestimmen; [...].
In der vergleichenden Sprachwissenschaft, in der die historisch-vergleichende und die typologische Sprachwissenschaft wissenschaftsgeschichtlich die erfolgreichsten und bekanntesten Disziplinen sind, nimmt die konfrontative Linguistik (im folgenden: kL) in steigendem Maße das Interesse von Linguisten, Psychologen und Fremdsprachenmethodikern in Anspruch. Und dies geschieht nicht ohne Grund, wurzeln doch die Anfänge der kL wesentlich im modernen Fremdsprachenunterricht und richten sich die Bemühungen konfrontativer Untersuchungen hauptsächlich auf die Rationalisierung und damit auf die Effektivierung des Fremdsprachenunterrichts.
In den letzten Jahren hat die Anzahl der Arbeiten, die als konfrontative (kontrastive, contrastive, sopostavitel’nye) Darstellungen bzw. Untersuchungen bezeichnet werden, beträchtlich zugenommen. Diese Tatsache sowie die dabei zu beobachtende Heterogenität der sogenannten Konfrontationslinguistik und ihre Ausweitung in das Gebiet anderer linguistischer Disziplinen stellen die Linguistik vor die Aufgabe, den theoretischen Grundlagen der Konfrontation und ihrer Stellung innerhalb der Sprachwissenschaft größerer Aufmerksamkeit zu schenken.
In diesem Aufsatz wird der Versuch unternommen, die charakteristischen Merkmale des deutschen und polnischen Konjunktivs darzustellen, um festzustellen, wie die identisch benannten und ähnliche Funktionen besitzenden formalen Mittel des Polnischen und Deutschen aussehen und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sie aufweisen.
Die vorliegenden Kontrastivstudie verfolgt das Ziel, Identitäten und Differenzierungen im Gebrauch des Reflexivpronomens beider Sprachen festzustellen. Im besonderen will sie zur Klärung des Reflexivbegriffes beitragen und auf negative Transfer-Fälle aufmerksam machen, die nach unseren Beobachtungen bei Deutsch lernenden Rumänen auftreten.
Berichte
Am 8. und 9. November 1971 fand in Kraków eine Konferenz zu Fragen der konfrontativen Grammatik und Interferenz statt, die von der Germanistenkommission DDR – VR Polen, Sektion Grammatik, veranstaltet wurde. Die Arbeitstagung war langfristig vorbereitet. Neben Germanisten aus der DDR und der VR Polen waren auch Sprachwissenschaftler der Berliner Arbeitsgruppe „Konfrontative Linguistik“ sowie Übersetzungswissenschaftler aus Leipzig eingeladen.
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