Inhalt der Ausgabe 03/1974
Inhalt
Jubiläen
Die am 7. Oktober 1949 erfolgte Gründung der Deutschen Demokratischen Republik war ein Ereignis, das von den Deutschlehrenden und Deutschlernenden je nach den ihnen zur Verfügung stehenden Informationsquellen und ihrem politischen Standpunkt von den einen begrüßt, von anderen verurteilt, skeptisch betrachtet oder gar nicht bemerkt wurde. Daß mit diesem politischen Ereignis etwas Neues seinen Anfang nahm, das tiefe Wirkungen auch auf die Sprache und den Sprachunterricht ausüben würde, wußten damals wohl nur jene, die sich mit dem gesellschaftlich-historischen Aspekt der Sprache und ihrer Entwicklung im Zusammenhang mit der Entwicklung und Veränderung der Gesellschaft ernsthaft und wissenschaftlich, das heißt aber vom Standpunkt des dialektischen und historischen Materialismus aus, beschäftigten.
Beiträge
Der Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, der sich am 7. Oktober zum 25. Male jährt ist Anlaß für die vorliegende, wenn aus Raumgründen auch nur skizzenhafte Abhandlung. In ihr versuchen wir, die Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts in der DDR darzustellen und dabei den gegenwärtigen Stand der Erfüllung des Gesetzes über das einheitlich sozialistische Bildungssystem zu kennzeichnen.
Die Erlernung einer Fremdsprache durch Erwachsene ist – wie es L. W. Stscherba einmal treffend charakterisiert hat – „eine besondere Aufgabe unserer Epoche“. Um diese Aufgabe zu lösen, müssen bestimmte wissenschaftliche Voraussetzungen geschaffen werden, die heute in gewissem Maße noch fehlen, und zwar die richtige Berücksichtigung der psychischen Eigenschaften eines erwachsenen Menschen im Lernprozeß. Wir sind dabei nicht der Meinung, daß man direkt auf der Grundlage psychologischer Angaben eine bestimmte Methode für den Fremdsprachenunterricht ableiten kann.
Das Problem der Individualisierung des Fremdsprachenunterrichts hat zwei Aspekte: die Individualisierung in den Lehrveranstaltungen und außerhalb derselben. Der Sinn einer Individualisierung des Fremdsprachenunterrichtes besteht darin, jeden Studenten seinen Möglichkeiten entsprechend voll auszulasten. Dabei darf kein Student hinter einem bestimmten, für einen Ausbildungsabschnitt festgelegten Leistungsstand zurückbleiben. Der Weg zur Erreichung der Zwischen- und Endziele des Unterrichts ist für die einzelnen Studenten unterschiedlich.
Im Gegensatz zum Anfangsunterricht sind die Probleme des Fortgeschrittenenunterrichts von den Fremdsprachenmethodikern bisher in unvergleichlich geringerem Maße bearbeitet worden. Grund dafür ist zweifellos der Umstand, daß der Sprachbesitz eines Fortgeschrittenen wegen seines großen Umfangs kaum zu erfassen ist, daß er unübersichtlich ist, daß sich beispielsweise die Quantität des Sprachbesitzes bisher nur schätzen läßt und die Qualität der Sprachbeherrschung außerordentlich schwer faßbar, schwer beschreibbar ist.
Die Einbeziehung der Zeitung in den Sprachunterricht ist eine allgemein geübte Praxis des Fremdsprachenunterrichts auf den verschiedenen Stufen. Hier sollen einige praktische Erfahrungen, die bei der Zeitungslektüre im Deutschunterricht mit Fortgeschrittenen gesammelt wurden, dargelegt werden.
Im Satz als Redeeinheit findet ihren sprachlichen Ausdruck nicht nur die Widerspiegelung der Beziehungen, die der Redende in den Erscheinungen der realen Wirklichkeit unterscheidet. Der denotative Inhalt (der Sachgehalt) des Satzes wird vom Redenden, unter Berücksichtigung der Partnerschaft des Zuhörenden im Kommunikationsprozeß, auch vielfältig interpretiert.
Geburtstage
Am 28. Juli 1974 begeht Prof. Dr. sc. phil. Rudolf Große, Leiter des Fachbereiches Germanistische Linguistik an der Sektion Kulturwissenschaften und Germanistik der Karl-Marx-Universität, seinen 50. Geburtstag. Rudolf Große ist einer der erfolgreichsten unter den germanistischen Sprachwissenschaftlern dieser Generation, die das Gesicht der linguistischen Forschung und Lehre in unserer Republik wesentlich mitbestimmt.
Beilage
Als ich kurz nach der Gründung der Republik von einer Reise zurück nach Berlin kam, hing ein Plakat mit dem Bilde von Wilhelm Pieck an der Straßenecke. Vor dem Plakat standen ein paar Passanten. Einer hatte ein frohes Gesicht, einer ein leeres, einer ein böses, einer ein verständnisloses. Vor mir stand ein Arbeiter mit seinem Jungen an der Hand.
In meinem Bücherschrank nimmt ein kleines Heftchen einen Ehrenplatz ein. Es umfaßt nur 20 vergilbte, an den Rändern bereits brüchig gewordene Blätter und enthält die Regierungserklärung, die der erste Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl, am 12. Oktober 1949 vor der Provisorischen Volkskammer abgab.
Lange mußten wir suchen, um Fotos aus der Zeit der ersten FDJ-Aktionen, von den schweren und frohen Stunden beim Beginn des Aufbaus einer neuen Gesellschaftsordnung, zu finden. Wer dachte schon damals ans Fotografieren? Wenn wir Teilnehmer an den ersten Jugendobjekten fragen, so lautet ihre Antwort meist so: Zuerst waren wir noch nicht viele. Nicht jeder von uns begriff sofort, daß harte Arbeit, angespanntes Lernen und Umdenken dringend nötig waren. Es gab zeitweilige Rückschläge, aber auch Stunden des Sieges.
Hunderte, Tausende DDR-Bürger werden den 25. Jahrestag der Republik in der Sowjetunion verleben. Berliner Bauleute im Kreise ihrer Moskauer Kollegen, Leipziger Gießereifachleute bei ihren Partnern in Kupjansk, Monteure von gewaltigen Chemieanlagen bei ihren Freunden in belorussischen Werken.
Vor einigen Wochen sagte man mir: „Bald ist der 25. Jahrestag der Gründung der DDR. Schreib mal was auf übers neue Berlin ...“ Also, ich setze mich hin und überlege ... Und dann stelle ich fest, das geht gar nicht, das ist ja eine unlösbare Aufgabe, wenigstens für einen Berliner. Klar, einer aus Leipzig, Dresden oder Rostock, der würde sich hinsetzen und schreiben: Fernsehturm, 365 Meter hoch, Alex mit Uraniauhr, Haus des Lehrers mit der Bauchbinde, Kongreßhalle mit Kuppeldach, Hotels, Centrum-Warenhaus, Rathausstraße mit modernen Einkaufspassagen, Markthalle, Marx-Engels-Platz, Museumsinsel, Friedrichstraße, Karl-Marx-Allee und so weiter.
Am Ende eines jeden Jahres führt das Organ des Zentralrates der FDJ „Junge Welt“ eine Umfrage nach dem DDR-Sportler des Jahres durch. Ende 1973 wurde die 21. Umfrage gestartet, an der sich über 1,8 Millionen Sportanhänger beteiligten.
„Die Dauer des menschlichen Lebens ist ein Augenblick. Das Leben eine Haltestelle für Reisende. Der Nachruhm ist Vergessenheit.“ Ich hatte gemeint, das alles sei von ihm. Dabei zitierte er fortwährend Mark Aurel. Was er sagte, versuchte ich mir zu merken und schrieb es zu Haus in ein Heft: „Gedanken und Aussprüche von Tolja“. Ich hielt ihn für einen Philosophen. Daß er keinen Anzug hatte, gehörte dazu. Wenn wir tanzen gingen, borgte er sich einen von Gustav, obwohl sie sich zunächst meinetwegen sogar geschlagen hatten.
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