Inhalt der Ausgabe 05/1972
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Beiträge
Trotz jahrzehntelanger Diskussion ist die Rolle des Übersetzens und der Übersetzung im Fremdsprachenunterricht weiterhin strittig. Wenn auch die Extreme – Überbetonung der Rolle des Übersetzens und Verbannung von Übersetzen und Übersetzung aus dem Unterricht – im Prinzip überwunden zu sein scheinen, weichen die Meinungen über Nutzen und Notwendigkeit sowie mögliche Nachteile der entsprechenden Methoden doch noch beträchtlich voneinander ab.
Zwei Fragestellungen scheinen uns bei Diskussionen um das sprachliche Können und die diesem Können entsprechenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse von besonderer Bedeutung zu sein. Die erste Fragestellung bezieht sich auf das Wesen und die Funktion sprachlicher Tätigkeiten und die sprachliche Kommunikation. Die zweite Fragestellung betrifft die geistigen Fähigkeiten und ihre Beziehungen zur fremdsprachigen Kommunikation.
„Die sinnvolle Tätigkeit ist der Schlüssel zum Verständnis.“ Diese Fragestellung Galperins gilt uneingeschränkt auch für die Klärung der Prozesse, die bei der Produktion und Rezeption fremdsprachiger Rede ablaufen. Aus der Erkenntnis, daß die Sprache nicht nur ein Produkt menschlicher Tätigkeit darstellt, sondern selbst Tätigkeit ist, ergibt sich als Konsequenz, die Sprachausübung der Lernenden stets in den Zusammenhang der gesamten Tätigkeit einzuordnen. Somit genügt es nicht, lediglich die Mechanismen zu untersuchen, die bei der grammatisch-semantischen Realisierung sprachlicher Äußerungen wirken.
Wenn in diesen Bemerkungen von polysemen Konjunktionen die Rede ist, sind nicht gemeint polyfunktionale Fügewörter (während, seit, bis ...), die sowohl als Präpositionen als auch als Konjunktionen auftreten können. So haben wir nebeneinander: (1) Während des Regens war er im Kino. (2) Während es regnete, war er im Kino. In solchen Fällen handelt es sich um keine verschiedene Bedeutung, sondern um eine verschiedene syntaktische Funktion, die in dem Unterschied zwischen Präposition und Konjunktion begründet ist.
Im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch sind solche Wörter wie vielleicht, wahrscheinlich, vermutlich, anscheinend, wohl ... usw. relativ häufig anzutreffen; sie wurden und werden jedoch (je nach dem Standpunkt des einzelnen Forschers) den verschiedensten Wortarten zugeordnet: den Partikeln, den Adverbien, den Modalwörtern.
Dem zukünftigen Ingenieur die Fähigkeit zu vermitteln, fremdsprachige Literatur auf seinem Fachgebiet lesen und verstehen zu können, ist die Hauptaufgabe des Fremdsprachenunterrichts an nichtsprachlichen Hochschulen. Zur Lösung dieser aktuellen, praktischen Aufgabe ist es notwendig, die psychologischen Gesetzmäßigkeiten der Rezeption und des Verstehens eines Textes durch erwachsene Leser zu studieren und den Einfluß verschiedener Faktoren auf den Prozeß des Verstehens zu untersuchen.
Der Satz war lange Zeit Hauptgegenstand syntaktischer Untersuchungen. Doch in den letzten Jahren wird den Problemen der Textlinguistik, der Untersuchung nicht einzelner Sätze, sondern ganzer Texte immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die Aufgabe der Textlinguistik ist es, wie M. Pfütze schreibt, „das System Text mit seinen Elementen, Relationen, Strukturen, mit seiner Semantik und seinen Funktionen einschließlich der Pragmatik schrittweise darzustellen“. Zu den Aufgaben der Textlinguistik gehört somit die Untersuchung der Struktur und Funktionen von Ganztexten verschiedenen Umfangs, von Teiltexten und deren Bestandteilen. In diesem Zusammenhang ist u. E. die Untersuchung des Absatzes von besonderem Interesse.
Wir stimmen jenen Methodikern zu, die sagen, daß ein Sprachlabor den Lehrer nicht ersetzen kann, und daß auch keine Rede sein kann von einer sog. „Labormethode“, sondern lediglich vom Sprachlabor als einem Unterrichtshilfsmittel. Freilich ist das Sprachlabor eine sehr wichtige technische Einrichtung, die in hohem Maße den Unterrichtsprozeß – nicht aber die Methode (im eigentlichen Sinne des Wortes) – modulieren kann, wenn es nach modernen theoretischen Erkenntnissen genutzt wird. Man ist sich auch darüber einig, daß nicht das Labor selbst, sondern die im Unterricht verwendeten Tonbandübungsmaterialien von entscheidender Bedeutung sind.
Wenn im modernen Fremdsprachenunterricht sichere Kenntnisse die Grundlage für die Entwicklung sprachlichen Könnens bilden, die Vermittlung bzw. Aneignung sprachlichen Wissens aber zugunsten von Sprachtätigkeitsübungen nur einen geringen Raum einnehmen darf, muß die Arbeit an der Grammatik so ökonomisch wie möglich gestaltet werden.
Nachrufe
Aus rastloser, hingebungsvoller, schöpferischer Tätigkeit für das Fach Deutsch als Fremdsprache, für die pädagogische Wissenschaft, für unsere sozialistische Sache riß der Tod unsere in ihrer Arbeit stets Heiterkeit und Optimismus ausstrahlende Mitarbeiterin Wissenschaftlerin, Hochschullehrerin, Pädagogin und Genossin, die Dozentin Dr. paed. Gertraud Heinrich. Nach nur 48 Jahren, die ihr vergönnt waren, hinterläßt sie uns ein wissenschaftliches Werk, vor dem wir große Hochachtung empfinden und von dem wir noch lange zehren werden.
Berichte
Vom 4. bis 6. April 1972 führten das Ministerium für Volksbildung der Volksrepublik Bulgarien und das Kultur- und Informationszentrum der DDR in Sofia eine wissenschaftliche Konferenz durch, die unter dem Thema „Die Vermittlung lexikalischer Kenntnisse unter dem Aspekt der Entwicklung der Sprachfertigkeit insbesondere im Anfängerunterricht“ stand. Die Veranstaltung wurde besucht von den Fachberatern für Methodik des Deutschunterrichts in der VRB, von Deutschlehrern aus Sofia und den Bezirken sowie von bulgarischen Deutschlehrern der Gymnasien zum Erlernen der deutschen Sprache. Konferenzsprache war Deutsch.
Rezensionen
Die Verfasserin ist uns durch eine ganze Reihe von Veröffentlichungen bekannt geworden. Genannt werden sollen nur zwei: 1. „Grammatik der deutschen Sprache“ (russ.) – gemeinsam mit M. D. Nathanson, 2. „Grammatisch-lexikalische FElder in der deutschen Gegenwartssprache“ – gemeinsam mit E. I. Šendel’s.
Der Autor arbeitet an dem bekannten Moskauer Maurice-Thorez-Institut für Fremdsprachen, verfügt über eigene Erfahrungen in der Erarbeitung von Sprachlehrbüchern und legt hier das Ergebnis 10jähriger Untersuchungen über ein rationelles Übungssystem für die Entwicklung des Sprechens vor. Er zieht die sowjetische Fachliteratur zum Thema umfassend heran (ausführliche Bibliographie S. 120–127) und setzt sich in gewissem Umfang auch mit englisch-amerikanischen Veröffentlichungen auseinander.
Das vorliegende Lehrbuch ist gedacht für den 2. Kurs der Fakultäten für Fernstudium und für einzelne Fremdspracheninstitute. Es baut im Sprachmaterial auf dem vorausgehenden 1. Kurs auf und verfolgt das Ziel, sowohl die Kenntnisse des Deutschen als auch die schriftlichen und mündlichen Fertigkeiten im Gebrauch des Deutschen weiterzuentwickeln. Das früher eingeführte Sprachmaterial – sowohl auf phonetischer als auch auf grammatischer und lexikalischer Ebene – wird systematisiert und vertieft, z. T. auch erweitert (in der Grammatik z. B. um den Infinitiv Passiv, das unpersönliche Passiv, das Zustandspassiv).
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