Inhalt der Ausgabe 02/2021
Inhalt
Aufsätze
Der Beitrag wirft einen kritischen Blick auf die im Bereich Deutsch als Fremdsprache gängige Praxis der Hörverstehensvermittlung (sog. ‚Verstehensansatz‘) und skizziert didaktische Perspektiven, die das Aufbrechen der isolierten Hörsituation, die vermehrte Arbeit an authentischem Hörmaterial und eine Stärkung des Dekodiertrainings propagieren.
Schlüsselwörter: DaF-Hörverstehensdidaktik; Dekodiertraining; Mikrohöraufgaben
Der Beitrag präsentiert eine Studie zur Produktion von finalen Konsonantenverbindungen des Deutschen durch Lerner des Deutschen mit einem ägyptisch-arabischen Hintergrund. Der Fokus in der Kontrastiven Analyse liegt dabei auf zwei Faktoren: der Sonorität im Sinne einer Abstufung von Lauten innerhalb der Silbe und den Affrikaten als komplexen Konsonanten. Auf der Basis einer Fehleranalyse gelesener Wörter des Deutschen mit 20 arabischsprachigen Studenten und Studentinnen zeigt sich, dass Fehler für diese Konsonantenverbindungen häufig auftreten. Außerdem steigt die Fehlerzahl statistisch signifikant für solche Verbindungen, die der Sonoritätshierarchie widersprechen, und für Verbindungen, die Affrikaten enthalten.
Schlüsselwörter: Kontrastive Analyse; Silbenstruktur; Kairo-Arabisch; Deutsch, Sonorität; Affrikaten
In diesem Beitrag wird das Live-Rollenspiel STAR (Student Activating Roleplaying Game) als dramadidaktische Lernform vorgestellt. Anhand von ‚König‘ wird beispielhaft ein Spiel beschrieben, das zur Wertschätzung der Erstsprachen in der DaZ-Unterrichtspraxis beiträgt. Anhand der Einschätzungen der teilnehmenden Schüler/-innen und Lehrer/-innen werden die Wirkungen des Spiels sowie die Potentiale und Schwierigkeiten der Lernform reflektiert.
Schlüsselwörter: Live-Rollenspiel; Dramapädagogik; STAR; Edu-Larp; Wertschätzung
Das Ziel dieser Studie besteht darin, anhand von drei kurzen, in deutsch-ungarischem Vergleich durchgeführten mediendiskursanalytischen Fallstudien, denen zwei Zeitungstexte (ein deutscher und ein ungarischer) zum Thema Migration zugrunde liegen, aufzuzeigen, wie die linguistische Diskursanalyse für die Sprachdidaktik nutzbar gemacht werden kann. Die Analysen betreffen drei unterschiedliche diskurslinguistische Aspekte, nämlich Schlüsselwörter auf der Ebene der lexikalischen Einheiten, Metaphern auf der Propositionsebene sowie epistemische Merkmale auf der Ebene der Diskurspositionen. Der Beitrag schließt darüber hinaus Anwendungsvorschläge der Analyseergebnisse im universitären DaF-Bereich ein.
Schlüsselwörter: Linguistische Diskursanalyse; Metapher; Epistemik; Kookkurrenz; DaF-Lehrerausbildung
Diskussionsforum
Sprachen werden heute in den Fremdsprachenwissenschaften bekanntlich nicht mehr primär als System von Wörtern und Regeln, sondern als Sprachgebrauch in sozialen Handlungszusammenhängen gesehen. Dass sich Sprache dabei auch in unterschiedlichen sozialen und medialen Formen realisiert, vielfältige Verbindungen mit nichtsprachlichen Symbolen wie Bildern oder Musik eingeht und nicht zuletzt auch in sehr vielfältiger Weise im öffentlichen Raum präsent ist, ist sicherlich alles andere als eine neue Erkenntnis.
Rezensionen
Die alle fünf Jahre stattfindenden internationalen Kongresse der Internationalen Vereinigung für Germanistik sind weltweite Mammutveranstaltungen, deren Sektionen nicht zuletzt jedes halbe Jahrzehnt einen hochrelevanten Blick über den Tellerrand der eigenen nationalen und regionalen Germanistik darauf bieten, was der aktuelle internationale Stand auf verschiedenen Forschungsfeldern der Germanistik ist – ein Überblick, der oft genug in den eigenen nationalen sowie den internationalen Standardmedien der Germanistik fehlt. In Bezug auf die Publikation dieses umfassenden Überblicks leisten die Herausgeber/-innen der offiziellen Konferenzakten wertvolle Schwerarbeit.
Die Publikation „Das gemeinsame Inventar der Geisteswissenschaften“ steht der interessierten Leserschaft sowohl als Printausgabe als auch als E-Book zur Verfügung und wird mit Zusatzmaterial, welches über die Verlagsseite kostenlos online abrufbar ist, ergänzt. Hauptziel der Publikation ist es, lexikalische Information für die fachübergreifende Wissenschaftssprache geisteswissenschaftlicher Disziplinen bereitzustellen und damit eine Forschungslücke zu schließen.
Der Autor legt in seiner Untersuchung dem Ausdruck doppelt gemoppelt eine weit gefasste Bedeutung zugrunde, was sich sowohl in der Begriffsbestimmung als auch im Belegmaterial zeigt. „Semantisch doppelnd“ bedeutet, „dass zwischen dem ersten und dem zweiten Kompositionsglied eine teilweise oder vollständige semantische Übereinstimmung vorliegt. Die problematischen Detaildiskussionen für die Zuordnung zu den Kategorien Tautologie, Pleonasmus oder Synonymie entfallen damit“.
Es handelt sich um die gedruckte Fassung einer Dissertation an der Universität Erfurt aus dem Jahr 2017, die im Rahmen eines DFG-Projekts zum „Satzbehalten als Methode der Sprachstandsdiagnose“ gefördert wurde. Diese Entstehungsgeschichte erklärt möglicherweise, wieso die zu Beginn als Anliegen der Arbeit genannte recht einfache Frage nach der Eignung eines eingeführten Testverfahrens (vorgesprochene Sätze wörtlich wiederholen zu lassen) zur Sprachstandsfeststellung bei Kindern im Vorschulalter mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache im Vergleich mit der Alternative einer inhaltlichen Wiedergabe auf eine höchst komplizierte Weise mit aufwändigen Experimenten und unter Heranziehung psycholinguistischer Literatur beantwortet wurde.
Mit der gesellschaftlichen Anerkennung einer sprachlich und kulturell heterogenen Schülerschaft wird auch die Professionalisierung angehender Lehrpersonen durch entsprechende Veranstaltungen an der Universität notwendig. Im deutschsprachigen Raum werden Lehramtsstudierende zurzeit häufig unabhängig von Fach und Schulwahl durch Module in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) auf eine heterogene Schülerschaft vorbereitet.
Die Publikation zeigt auf, wie man das bilinguale Sprachvermögen von türkisch-deutschsprachigen Kindern im Regelunterricht berücksichtigen und welche methodischen Elemente man im Unterricht implementieren kann. In der Studie wurde ein entsprechendes bilinguales Interaktionsangebot für Kinder der dritten und vierten Klasse in den Bereichen des Lesens und Rechnens in der Grundschule unterbreitet und untersucht.
Mit den seit 2005 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als Teil der ‚Integrationskurse‘ organisierten ‚Orientierungskursen‘ ist dem kulturwissenschaftlichen Teilbereich des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache ein neues Praxis- und Forschungsfeld erwachsen, das bislang noch nicht sehr intensiv bearbeitet worden ist. Das kann viele Gründe haben, möglicherweise hat es damit zu tun, dass sich das Konzept und der Umfang der Orientierungskurse seit 2005 immer wieder verändert haben und damit die Gefahr besteht, dass beispielsweise empirische Forschungsergebnisse auf diesem Feld schneller veralten als sie überhaupt entstehen können.
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