Inhalt der Ausgabe 01/1993
Inhalt
Aufsätze
Mit diesem Heft beginnt der 30. Jahrgang unserer Zeitschrift. Dieses Jubiläum ist kein Anlaß zum Jubel, wohl aber zu kritischem Rückblick. Jubel verbietet sich schon deshalb, weil "Deutsch als Fremdsprache" bis 1989 als Organ eines Universitätsinstituts nicht frei war von Restriktionen verschiedener Art, die sich aus der Politik der ehemaligen DDR ergaben, zur Ideologisierung der Wissenschaft, zur geforderten "Abgrenzung" und damit zu einem gewissen Provinzialismus führten und die sich auch in manchen Beiträgen unserer Zeitschrift reflektierten.
Der Vf. nimmt Bezug auf seinen DaF-Beitrag von 1964 und konstatiert, daß in der Zwischenzeit – wie zu erwarten – im beschriebenen grammatischen Bereich keine wesentlich neuen Trends festzustellen waren, daß aber auch die neu verzeichneten Belege wichtig sind. Neue Methoden und theoretische Konzeptionen (natürliche Phonologie und Morphologie, Diskurswelten) erweitern das Blickfeld. Wortverwendung, Stil, Pragmatik erhalten dadurch noch mehr Gewicht.
Es werden Fragen der Adjektivflexion diskutiert, so vor allem Mono- und Polyflexion, starke und/oder schwache Flexion, unflektierte präponierte Adjektivattribute sowie postponierte flektierte und unflektierte Adjektive. Die Vf. sehen unflektierte präponierte und flektierte postponierte Adjektive nicht als unbedeutende Randerscheinung an, zumal diese in ihrem Gebrauch zunehmen.
Der Vf. stellt seine Argumente zur Beantwortung der Frage nach einem phonetischen Minimum im DaF-Unterricht vor, aus denen er den Schluß zieht, daß als verantwortbares "Minimum" nicht so sehr ein phonologisches System, sondern ein funktionierendes System phonetischer Elemente zu unterrichten ist. In der Sprachrealität wirkt nicht nur ein statisches Phonemsystem, sondern auch ein phonetisch-phonologisches Regelwerk, das für deutsche Varietäten noch nicht ausreichend beschrieben ist.
Am Beispiel des Laotischen wird gezeigt, welche Schwierigkeiten Sprecher asiatischer Tonsprachen haben, sich die deutsche Phonetik anzueignen. Die phonetischen Unterschiede zwischen dem Laotischen und dem Deutschen werden in bezug auf Phonotaktik, Prosodie und Artikulation dargestellt, wobei auch soziokulturelle Aspekte angedeutet werden. Die Vfn. macht Vorschläge, wie den Problemen im Unterricht begegnet werden könnte.
Auf der Basis umfangreicher Materialsammlungen und eines reichen Wissens stellt der Vf. dar, in welchem Umfang DaF gelernt wird, wie sich das auf Länder und Regionen verteilt, wie sich DaF im Laufe des 20. Jh. entwickelt hat und welche Motive für das Erlernen von DaF vorherrschen. Erörtert werden die Proportionen der Verbreitung des Deutschen im Vergleich zum Englischen, Französischen, Spanischen, Russischen u. v. m.
Gegenwärtig wird die Existenzberechtigung von Fremdsprachenlehrbüchern zunehmend in Frage gestellt. Die Planmäßigkeit gesteuerten Fremdsprachenerwerbs läßt ihre mediale Realisierung jedoch nicht zwangsläufig als überholt erscheinen. Das gilt auch für die mündlichen Übungen und die Vermittlung phonetischer Fertigkeiten. Neuere Ergebnisse der gehirnphysiologischen Forschung werden in diesem Zusammenhang interpretiert.
Die von M. Bürkle im gleichen Heft DaF aufgeworfene Frage nach einem phonetischen Minimum des Deutschen wird aufgegriffen und unter Berücksichtigung weiterer Gesichtspunkte (System und Normen des Deutschen, Ausgangssprache, Zielfertigkeiten und Zielgruppe) diskutiert. Im Unterricht DaF kann es dabei nicht um eine Minimalisierung des Lernstoffes gehen, sondern um eine Graduierung der anzustrebenden Fertigkeiten und eine Annäherung an die Normen der Zielsprache.
Auch wenn zwei Sprachen – wie das Deutsche und das Dänische – einander relativ ähnlich sind, ist ein gezielter Phonetikunterricht unumgänglich. Der Vf. klassifiziert die phonetischen Probleme in 1) artikulatorische, 2) phonematische, 3) orthographisch-orthoepische sowie 4) auditive. Im vorl. Beitrag konnten nur die artikulatorischen näher beschrieben werden. Für den FU werden zahlreiche methodische Empfehlungen gegeben.
Rezensionen
Bereits zum dritten Mal fand die Jahrestagung der AATG in Deutschland statt, vom 19. bis 22. Juli 1992 nun in Baden-Baden, dieser besonders attraktiven Stadt mit der wunderschönen Umgebung. Wohl auch dem Tagungsort ist es zu danken, daß sich ca. 600 amerikanische Deutschlehrer wie auch einige aus europäischen Ländern angemeldet hatten.
Das Institut für Deutsche Sprache der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald – speziell die Forschungsgruppe unter Leitung von G.Bartels – wollte mit dieser Veranstaltung (22.–24. 9. 1992) Wesen, Gliederung und Anwendung des Wortschatzes der deutschen Gegenwartssprache in größerem Rahmen diskutieren und unterschiedliche methodische Ansätze illustrieren. Der Einladung waren vor allem sprachwissenschaftlich orientierte Germanisten verschiedener deutscher Hochschulen gefolgt.
Gerhart Mayer ist einer der Väter des Faches Deutsch als Fremdsprache. 1965 an das damalige Auslands- und Dolmetscherinstitut, den späteren Fachbereich Angewandte Sprachwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim berufen, hat er sich zu einem Konzept seines Faches bekannt, das der Festschrift zu seinem 65. Geburtstag eingeschrieben ist.
Leitendes Thema des vorliegenden Bandes sind kulturspezifische Aspekte der Sprachvermittlung. Im "Allgemeinen Teil" geht es um Ansätze einer systemvergleichenden Kulturforschung, die nach Hoffnung der Herausgeber Beiträge zur Landeskundetheorie liefern soll. Im "Didaktischen Forum" werden unterschiedliche Probleme der Sprachdidaktik behandelt. Ein Rezensions- sowie Dokumentationsteil schließt den Band ab.
In Selbstanzeigen werden fünfzehn, von 1980 bis 1990 erschienene (bzw. neuaufgelegte) grammatische Handbücher verschiedener "Gewichtsklassen" (alphabetisch gereiht) von ihren Autoren, Be- oder Mitarbeitern vorgestellt: [...]
Nach "Deutsche Präpositionen im Sprachvergleich" und "Lexikon deutscher Präpositionen" legt Schröder jetzt ein neues Nachschlagewerk für Lehrende und Studierende im Fach Deutsch als Fremdsprache, für Lehrbuchautoren sowie Linguisten (insbesondere Lexikographen) vor.
Die Beobachtung häufiger Normverstöße in bezug auf die Vokaldauer und die graphische Wiedergabe von kurzen bzw. langen Vokalen im Fremdsprachenunterricht bewogen den Vf., sich eingehender mit dieser Problematik zu befassen.
Materialien zur Entwicklung von Aussprachefertigkeiten sind noch immer eine Rarität in den Verlagsangeboten für Deutsch als Fremdsprache. Die seit langem angekündigte und erwartete Publikation von I. Cauneau gehört zu den wenigen Neuerscheinungen in diesem Bereich.
Er rangiert noch immer auf Platz 1 in der Liste der zu diskutierenden Problemfelder im FU: der (fremdsprachige) Text! Und das wird wohl auch noch eine geraume Zeit so bleiben, wie der vorliegende Band deutlich ausweist. Bereits das Vorwort charakterisiert Texte als "einen zentralen Schnittpunktbereich", in dem sich Literaturdidaktik, Fremdsprachendidaktik und Sprachlernforschung treffen. Dementsprechend vielseitig konnten, ja mußten die Zugänge zur Problemdiskussion erwartet werden.
Das vorliegende Werk versteht sich als Handbuch "für alle, die durch Schreiben und Reden beruflichen Erfolg erzielen müssen" (so im Verlagsprospekt). Gedacht war es "ursprünglich für sprachinteressierte Leser, die nicht die höhere Schule besuchen konnten; ihnen sollte es helfen, Halbvergessenes aufzufrischen und Neues zu entdecken.
Um es vorwegzunehmen: Ich habe stets gern mit bzw. nach dem "Sachs" gearbeitet, wenn es darum ging, wirtschaftssprachliche Kenntnisse ausländischen Kursteilnehmern zu vermitteln, die ihre Deutschfortbildung mit entsprechenden Voraussetzungen aufgenommen haben.
Auf den ersten Blick mag es der Leserin/dem Leser scheinen, als ob einem solchen Thema nicht mehr viel Neues abgewonnen werden könnte.
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