Inhalt der Ausgabe 05/1985
Inhalt
Aufsätze
Wenn man den linguistisch weniger spezialisierten Philologen danach fragt, welche Vorstellung sich bei ihm mit den Termini Paradigmatik und Syntagmatik verbindet, so antwortet er zuweilen in der Weise, daß er die Paradigmatik als der Morphologie und die Syntagmatik als der Syntax zugeordnet interpretiert. Diese nur einen Überschneidungsbereich erfassende Interptetation erscheint charakteristisch als Indiz für einen Zustand, den die erwachte Bewußtheit erforderlicher Integration linguistischen, psycholinguistischen und linguodidaktischen Wissens gerade erst zu überwinden beginnt.
Auf dieser Tagung konzentrieren wir uns auf den Deutschunterricht in fremdsprachiger Umgebung, d.h., wir berücksichtigen, daß unsere Schüler Deutsch fast nur im Klassenzimmer hören und sprechen, bzw. daß der Aufenthalt auf deutschsprachigem Gebiet und im allgemeinen der Umgang mit Menschen, die Deutsch als Muttersprache sprechen, zwar nicht selten sind, jedoch unseren Unterricht, besonders den in der Schule, nicht wesentlich beeinflussen. Diese heute noch recht allgemeine Situation macht größere Flugversuche des Deutschlehrers von vornherein unmöglich. Nicht nur daß die schöne Literatur zu kurz kommt, auch für die alltägliche Kommunikation können wir uns keine hohen Ziele stecken. Zwischen den einzelnen Ländern bestehen zwar gewisse Unterschiede in bezug auf Intensität und Stundenzahl des Deutschunterrichts, die Ähnlichkeiten sind jedoch größer als die Unterschiede.
Die Beschreibung von Sätzen nach den Valenzstrukturen des Prädikats ist eine anerkannte Theorie der Syntax. Sie ist intuitiv einleuchtend und in der Darstellung nicht sehr komplex. Sie hat weite Anwendungsbereiche, z. B. im Sprachunterricht, in der Lexikographie, in der Sprachbehindertentherapie. Die Valenztheorie des Verbs geht bekanntlich davon aus, daß bei der Bildung von Sätzen je nach dem gewählten Verb die Art und die Anzahl von bestimmten Satzgliedern strukturell determiniert sind. Diese Satzglieder heißen Verbergänzungen. Von ihnen werden die freien Angaben unterschieden, die nicht im strukturellen Stellenplan des Verbs vorgesehen sind und deren Anzahl nicht festgelegt ist.
Bei unseren Untersuchungen zu ausgewählten phraseologischen Einheiten (PE) haben wir uns zunächst auf verbale Phraseolexeme konzentriert, die wendungsintern ein Nomen enthalten, das menschliche Körperteile bezeichnet (Somatismen) und die wendungsextern einen Dativ der Person in der syntaktischen Grundstruktur ausweisen.
Die Gewinnung von Unterrichtsmitteln für ein bestimmtes Fach ist bekanntlich auf zwei verschiedenen Wegen möglich: auf dem Wege der Selektion und auf dem der Produktion. Unter Selektion hat man hier zu verstehen, daß aus einem Angebot ihrer Herkunft nach nichtfachspezifischer Materialien für einen bestimmten Unterrichtszweck geeignete Mittel ausgewählt werden. Das Ergebnis der Produktion dagegen sind gewissermaßen maßgeschneiderte Materialien. Bedingt können Selektion und Produktion auch miteinander kombiniert werden, was beispielsweise der Fall ist, wenn ausgewählte nichtsspezifische Filme durch Umschnitt, Neukommentierung u. dgl. für spezifische didaktische Zwecke umgeformt werden.
Der Artikel soll sich sowohl in die gegenwärtig verstärkten Bemühungen einreihen, eine bestimmte Vernachlässigung des Hörverstehens im FU1 zu überwinden, als auch in die Bestrebungen, die mit dem Fernsehen gegebenen Möglichkeiten zur Effektivierung des FU besser als bisher für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache nutzbar zu machen.
Das Für und Wider einer expliziten Behandlung von sprachlichen (nicht nur grammatischen) Erscheinungen in Fernsehsprachkursen (FSK) ist in der Literatur breit gefächert. Es reicht von der Forderung nach mehr Übungsteilen, weil die Lernenden danach verlangen, bis hin zur strikten Ablehnung von derartigen Phasen. Bei der Vorstellung des FSK "Willkommen in der DDR" vor in- und ausländischen Deutschlehrern und Methodikern des FU hielten sich in den Diskussionen die Pro- und Kontra-Stimmen in etwa die Waage.
Für den FU bei Fortgeschrittenen oberhalb der Abiturstufe – Studenten mit dem Berufsziel Germanist, Deutschlehrer oder Sprachmittler sowie Teilnehmer von Weiterbildungskursen – gibt es in der Fachliteratur zahlreiche methodische Beiträge zur Entwicklung des dialogischen Sprechens, jedoch wird die methodische Gestaltung des Dialogmusters als Ausgangstext relativ wenig reflektiert. Die in Hochschullehrbüchern für den FU DaF befindlichen Dialogtexte lassen z. T. den Schluß zu, daß sie vorwiegend zum Zweck der Vermittlung von "Iandeskundlichen Informationen verfaßt worden sind. Dabei weisen sie häufig alle Charakteristika geschriebener Sprache auf, so daß sie im eigentlichen Sinne keine Muster für dialogisches Sprechen und gesprochene Sprache sind, sondern dialogisierte Sachtexte.
Im Rahmen der Behandlung der Intonation und des Rhythmus wird letzterer oft als eine der Komponenten der Intonation betrachtet. Unserer Meinung nach hat W. Kuhlmann völlig recht, wenn er feststellt: "... was soll es heißen, wenn ein Verfasser über Betonung, Melos, Dauer, Klangfarbe und Rhythmus schreibt? Sprache tut sich kund im Schall, also nur in dessen vier möglichen, wahrnehmbaren Eigenschaften: Dauer (Tempo), Stärke, Tonhöhe, Klangfarbe. Andere wahrnehmbare Schalleigenschaften gibt es nicht, weshalb es sinnlos ist, zu sagen: ... und Rhythmus. Denn auch der Rhythmus, auf den es uns hier ankommt, ist nichts Zusätzliches zu den Schalleigenschaften, sondern tut sich – und nur – in ihnen kund.
Dem vorliegenden Beitrag liegen Ergebnisse einer Untersuchung zu den Allophonen der stimmlosen Explosive an den Morphem- und Wortgrenzen im Deutschen zugrunde. Phonetische Gesetzmäßigkeiten der Morphem- und Wortgrenzen spielen auf Grund der phonotaktischen Besonderheiten des Deutschen eine wesentliche Rolle für die Gliederung und Wahrnehmung des Gesprochenen, denn Deutsch gehört zu den Sprachen, deren Redekontinuum reich an Konsonantenanhäufungen ist.
Berichte und Besprechungen
Nach langen Jahren von Voreingenommenheit zwischen den Anhängern der diachronischen und synchronischen Sprachwissenschaft gehört es m. E. zu den erfreulichsten Tendenzen der heutigen Zeit, eine Verbindung zwischen den beiden Aspekten der Sprachbetrachtung herzustellen. Als Ausdruck dieser Tendenz kann angesehen werden, daß neuerdings wieder Bezug genommen wird auf die großen Namen der traditionellen Sprachwissenschaft. Dadurch wird natürlich in keiner Weise der Wert der modernen Linguistik beeinträchtigt. Im Gegenteil: Der durch diese entwickelte und verfeinerte Begriffsapparat ermöglicht es erst, die Gedanken eines Jacob Grimm, Franz Bopp, August Schleicher, Friedrich Schlegel, August Wilhelm Schlegel oder Hermann Paul auf ihre Stichhaltigkeit oder auf ihre Unzulänglichkeit zu prüfen.
Unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Schulwesen der ČSR wurde am 1. und 2. Februar 1985 in Prag die XIII. Gesamtstaatliche Fachtagung der Deutschlehrer und Germanisten in der ČSSR veranstaltet. Diese Fachtagungen finden bereits seit fünfzehn Jahren (seit 1981 alle zwei Jahre) im Wechsel in Prag und Bratislava statt. Sie werden jeweils gemeinsam von den Zentralinstituten für Lehrerbildung in Prag/Bratislava und von den Lektoraten für deutsche Sprache und Literatur bei den Kultur- und Informationszentren der DDR in Prag/Bratislava vorbereitet und durchgeführt.
Vom 4. bis 8. September 1984 fand in Turku/Finnland die 3. sprachwissenschaftliche Konferenz Finnland – DDR statt. Die Organisation des schon zu einer guten Tradition gewordenen Germanistentreffens wurde diesmal vom germanistischen Institut der Universität Turku und dem germanistischen Institut der Abo Akademi übernommen. Das Thema der Konferenz "Grammatik im Unterricht" wurde recht vielseitig in vier Hauptreferaten und neun Korreferaten sowie in der daran angeschlossenen Diskussion behandelt. Die diskutierten Probleme reichten vom "systembedingten" bis zum kommunikativ orientierten Grammatikunterricht, von verschiedenen Teilgebieten der Grammatik und deren internen Beziehungen bis zu den Beziehungen der Grammatik zur Lexik, Pragmatik und Textlinguistik sowie zu anderen Disziplinen, die im Grammatikunterricht zu berücksichtigen sind (Didaktik, Methodik, Psychologie usw.).
Vom 25. - 27.10.1984 fand die XVI. Gesamtpolnische Konferenz für Deutschlehrer und Deutschlektoren statt. Sie wurde vom W. Spasowski-Lehrerweiterbildungsinstitut und dem Lektorat für deutsche Sprache und Literatur beim Kultur- und Informationszentrum der DDR in Warszawa veranstaltet. In seiner Ansprache vor den über 200 Konferenzteilnehmern hob der Geschäftsträger der Botschaft der DDR in der VRP, Minister D. ZibeIius, hervor, daß sich die brüderlichen Beziehungen zwischen der DDR und Volkspolen gerade in diesem Jahr, da die VRP den 40. und die DDR den 35. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert haben, besonders augenfällig manifestiert und spürbar weiter gefestigt haben.
Im 575. Jahr ihres Bestehens übernahm die Leipziger Karl-Marx-Universität die Ausrichtung wichtiger internationaler Kongresse, die u. a. die Leistungsfähigkeit der sozialistischen Wissenschaft und die Fruchtbarkeit internationaler Zusammenarbeit demonstrierten. Einer dieser Kongresse war der 15. Internationale Kongreß für Namenforschung, der vom 13.-17. August 1984 tagte. Er stand unter der Schirmherrschaft des Ministers für Hoch- und Fachschulwesen der DDR und des Rektors der Karl-Marx-Universität und wurde im Einvernehmen mit dem internationalen Komitee für Namenforschung (ICOS) und dem Internationalen Zentrum für Namenforschung in Leuven durchgeführt. Veranstalter war die Sektion Theoretische und augewandte Sprachwissenschaft der KMU, der die Namenforschung angehört.
"Haben wir das nicht längst?" war mein erster Gedanke, als ich von dieser Neuerscheinung Kenntnis bekam. Was unterscheidet das Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten (WdS) vom Duden? Der Klappentext verspricht Aufklärung darüber, ob es Gewerkschafter oder Gewerkschaftler, Admirale oder Admiräle, anscheinend oder scheinbar, dank seiner Kenntnisse oder dank seinen Kenntnissen heißt. Doch über all das gibt auch schon der Duden Auskunft. Aber der Klappentext verkauft die Ware unter ihrem Wert.
Gegenstand des vorliegenden Buches sind lexikalisch mehrdeutige Verben der deutschen Gegenwartssprache, sein Ziel besteht in der Erarbeitung von Kriterien, die zur Vereindeutigung dieser Verben im Text herangezogen werden können, sowie in der Konzeption bzw. Diskussion von Disambiguierungsverfahren, die gleichzeitig einen Beitrag zum Aufbau eines maschinellen Analyse- und Übersetzungssystems darstellen.
Der vorliegende Band umfaßt außer einem Vorwort des Herausgebers fünf Beiträge zu aktuellen grammatiktheoretischen Problemen.
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